641204 Literaturtheorien: Lachkultur als Gegenkultur? Von Michail Bachtin bis Kalle Lasn

Sommersemester 2013 | Stand: 25.11.2013 LV auf Merkliste setzen
641204
Literaturtheorien: Lachkultur als Gegenkultur? Von Michail Bachtin bis Kalle Lasn
VU 2
5
14tg.
keine Angabe
Deutsch
In dieser Vorlesung/Übung soll es in erster Linie um einen Brückenschlag zwischen den Karnevals- und Lachtheorien Michail Bachtins und zeitgenössischen künstlerischen uns sozialpolitischen Formen einer subversiven Lachkultur gehen. Solche modernen Lachstrategien werden etwa von Kalle Lasn (Adbusters, Occupy), Michail Moore (Bowling for Columbine, Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte) oder der russischen Stree-Art-Gruppe „Vojna“ praktiziert und zählen zweifellos zu den wirkmächtigsten Formen des gewaltfreien Widerstands. Was diese und andere Lachstrategien mit den Theorien des russischen Literaturwissenschaftlers Michail Bachtin verbindet, und was sie von diesen unterscheidet soll gemeinsam mit den Studierenden im Rahmen dieser LV erarbeitet werden.
Während sich die im WS 2012/13 abgehaltene LV auf François Rabelais‘ Romanzyklus „Gargantua und Pantagruel“ konzentrierte (jenem Werk also, das auch Bachtin selbst in seiner Dissertation „Rabelais und seine Welt“ (1940) untersuchte), sollen im Rahmen dieser VU Bachtins Überlegungen weitergedacht und seine Karnevalstheorie sowie seine Thesen zum subversiven Lachen mit künstlerischen und/oder sozialpolitischen Erscheinungen der letzten 15 Jahre verknüpft werden. Auch Bachtin selbst ging es in „Rabelais und seine Welt“ um die Beschreibung einer allgemeingültigen subversiven Lachkultur, die immer dann auftaucht, wenn sich (politische und/oder kulturelle) Machtsysteme ihre Vorherrschaft mittels restriktiver Kontroll- und Eingrenzungsmechanismen sichern wollen. Sein Augenmerk richtete sich dabei natürlich auf Stalins Diktatur, doch welche Arten der Lachkultur wenden sich heute zu Beginn des 21. Jh. gegen Eingrenzung, Kontrolle und Bevormundung? In diesem Zusammenhang ist z.B. auf Kalle Lasn hinzuweisen. Der Begründer der „Adbusters“ und Mitinitiator der „Occupy“-Bewegung hat seine Strategien, die viel mit Bachtins subversivem Lachen gemein haben, bereits 1999 in seinem Manifest „Culture Jamming“ beschrieben. Aber auch der US-amerikanische Filmemacher Michael Moore schreibt in seinen Büchern gegen konservative Machtstrukturen an und scheint dabei selbst die Rolle eines Schelms nach Bachtin einzunehmen. Diese und ähnliche subversive Strategien sollen im Rahmen der LV behandelt werden.
Die wesentlichen Grundpositionen der diversen Lachtheorien werden sowohl in Vorträgen der LV-Leiterin als auch in Diskussionsgruppen mit den Studierenden erarbeitet.
Um die LV positiv abzuschließen, müssen während des Semesters kurze Impulsreferate gehalten und am Ende des Semesters eine schriftliche Kurzarbeit (Umfang ca. 3,5 Seiten) abgegeben werden. Zusätzlich wird die aktive Beteiligung an den Diskussionen in die Benotung miteinbezogen.
1. Bachtin, Michail M.: Literatur und Karneval. Zur Romantheorie und Lachkultur. Frankfurt a. M : Fischer 1990. (Fischer-Taschenbücher 7434). 2. Bachtin, Michail M.: Rabelais und seine Welt. Volkskultur als Gegenkultur. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1995. (In Auszügen) 3. Misik, Robert: Genial dagegen. Kritisches Denken von Marx bis Michael Moore. Berlin: Aufbau 2005. 4. Moore, Michael: Here Comes Trouble: Mein Leben als Querschläger. München u.a.: Piper 2012. 5. Lasn, Kalle: Culture Jamming. Die Rückeroberung der Zeichen. Freiburg im Breisgau: Orange-Press 2005. 6. Graeber, David: Inside Occupy. Hamburg: Campus 2012.
Beginn: Di 12.03.
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Di 12.03.2013
10.15 - 13.30 SR 3114 SR 3114 Barrierefrei
Di 09.04.2013
10.15 - 13.30 SR 3114 SR 3114 Barrierefrei
Di 23.04.2013
10.15 - 13.30 SR 3114 SR 3114 Barrierefrei
Di 07.05.2013
10.15 - 13.30 SR 3114 SR 3114 Barrierefrei
Di 21.05.2013
10.15 - 13.30 SR 3114 SR 3114 Barrierefrei
Di 04.06.2013
10.15 - 13.30 SR 3114 SR 3114 Barrierefrei
Di 18.06.2013
10.15 - 13.30 SR 3114 SR 3114 Barrierefrei