641203 Phänomene des Kulturkontakts: Interkulturelle Phänomene des subversiven Lachens. Von Michail Bachtin bis Kalle Lasn.

Sommersemester 2014 | Stand: 15.05.2014 LV auf Merkliste setzen
641203
Phänomene des Kulturkontakts: Interkulturelle Phänomene des subversiven Lachens. Von Michail Bachtin bis Kalle Lasn.
UE 2
5
14tg.
jährlich
Deutsch

In dieser Übung soll es in erster Linie um einen Brückenschlag zwischen den Karnevals- und Lachtheorien Michail Bachtins und zeitgenössischen künstlerischen und sozialpolitischen Formen einer subversiven Lachkultur gehen. Solche modernen Lachstrategien werden etwa von Kalle Lasn (Adbusters, Occupy), Michael Moore (Bowling for Columbine, Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte) oder der russischen Stree-Art-Gruppe „Vojna“ praktiziert und zählen zweifellos zu den wirkmächtigsten Formen des gewaltfreien Widerstands. Was diese und andere Lachstrategien mit den Theorien des russischen Literaturwissenschaftlers Michail Bachtin verbindet, und was sie von diesen unterscheidet soll gemeinsam mit den Studierenden im Rahmen dieser LV erarbeitet werden.

 

In seiner Dissertation „Rabelais und seine Welt“ (1940) verfolgt Michail Bachtin die von François Rabelais in seinem Romanzyklus „Gargantua und Pantagruel“ verwendeten Strategien eines subversiven Lachens bis zu deren antiken Wurzeln bei Heliodor und Lucius Apuleius zurück. Er etabliert damit die These einer universellen subversiven Lachkultur, die immer dann auftaucht, wenn sich (politische und/oder kulturelle) Machtsysteme ihre Vorherrschaft mittels restriktiver Kontroll- und Eingrenzungsmechanismen sichern wollen. Bachtins Kritik richtete sich damals natürlich gegen Stalins Diktatur, doch welche Arten der Lachkultur wenden sich heute zu Beginn des 21. Jh. gegen Eingrenzung, Kontrolle und Bevormundung? Im Rahmen dieser Lehrveranstaltung werden Bachtins Überlegungen weitergedacht und seine Karnevalstheorie sowie seine Thesen zum subversiven Lachen mit künstlerischen und/oder sozialpolitischen Erscheinungen der letzten 15 Jahre verknüpft. In diesem Zusammenhang ist z.B. auf Kalle Lasn hinzuweisen. Der Begründer der „Adbusters“ und Mitinitiator der „Occupy“-Bewegung hat seine Strategien, die viel mit Bachtins subversivem Lachen gemein haben, bereits 1999 in seinem Manifest „Culture Jamming“ beschrieben. Aber auch der US-amerikanische Filmemacher Michael Moore schreibt in seinen Büchern gegen restriktive Machtstrukturen an und scheint dabei selbst die Rolle eines Schelms nach Bachtin einzunehmen. Diese und ähnliche interkulturelle Phänomene werden im Verlauf der Lehrveranstaltung analysiert und diskutiert.

Die Karnevalstheorie Bachtins wird von der LV-Leiterin in Vorträgen vorgestellt. Die diversen modernen Lachstrategien werden in Lern- und Diskussionsgruppen mit den Studierenden erarbeitet.

Um die LV positiv abzuschließen, müssen die Studierenden während des Semesters im Rahmen von Lerngruppen kurze Impulsreferate halten und am Ende des Semesters eine schriftliche Kurzarbeit (Umfang ca. 3-5 Seiten) abgegeben. Zusätzlich wird die aktive Beteiligung an den Diskussionen in die Benotung miteinbezogen.

1.    Bachtin, Michail M.: Literatur und Karneval. Zur Romantheorie und Lachkultur. Frankfurt a. M : Fischer 1990. (Fischer-Taschenbücher 7434).

2.    Bachtin, Michail M.: Rabelais und seine Welt. Volkskultur als Gegenkultur. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1995. (In Auszügen)

3.    Moore, Michael: Here Comes Trouble: Mein Leben als Querschläger. München u.a.: Piper 2012.

4.    Lasn, Kalle: Culture Jamming. Die Rückeroberung der Zeichen. Freiburg im Breisgau: Orange-Press 2005.

5.    Graeber, David: Inside Occupy. Hamburg: Campus 2012.

11.03.2014
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Di 11.03.2014
10.15 - 13.30 40123 40123 Barrierefrei
Di 25.03.2014
10.15 - 13.30 40123 40123 Barrierefrei
Di 08.04.2014
10.15 - 13.30 40123 40123 Barrierefrei
Di 06.05.2014
10.15 - 13.30 40123 40123 Barrierefrei
Di 20.05.2014
10.15 - 13.30 40123 40123 Barrierefrei
Di 03.06.2014
10.15 - 13.30 40123 40123 Barrierefrei
Di 24.06.2014
10.15 - 13.30 40123 40123 Barrierefrei