641206 Literatur, Denken, Kunst II: Tunguska 1908 - Ein Ereignis zwischen Fakt und Fiktion

Sommersemester 2014 | Stand: 06.03.2023 LV auf Merkliste setzen
641206
Literatur, Denken, Kunst II: Tunguska 1908 - Ein Ereignis zwischen Fakt und Fiktion
VU 2
5
Block
jährlich
Deutsch

Als „Tunguska-Ereignis“ wird eine Reihe von Phänomenen bezeichnet, die sich um und am 30. Juni 1908 in der sibirischen Tunguska-Region ereigneten. Im Zentrum steht dabei eine Explosion mit der Kraft von etwa 1000 Hiroshimabomben, deren Ursprung jedoch bis heute nicht erklärt werden konnte, weil sich vor Ort weder ein Krater noch Spuren außerirdischen Materials (etwa Resten eines Asteroiden) fanden. In der Folge entwickelte sich eine vielfältige Textproduktion, die von wissenschaftlichen Publikationen über Verschwörungstheorien bis hin zu Science Fiction und postmodernen Romanen reicht. Im Seminar wird anhand des Vergleichs der verschiedenen Texte unter Aspekten der Wissenschafts- und Literaturtheorie nachverfolgt, wie und ob Faktenbildung in einem solchen Extremfall abläuft und wie sich dies auf die Einschätzung der gesellschaftlichen Rolle der beiden Kulturen „Wissenschaft“ und „Literatur“ auswirkt.

Das Tunguska-Ereignis ist kulturwissenschaftlich insbesondere wegen seines Rätselcharakters interessant. Es scheint, als habe die Wissenschaft bei der Erklärung des Ereignisses versagt. In einigen Texten wird dieses vermeintliche Scheitern auf eine Weise inszeniert, die die Fähigkeit und Autorität des wissenschaftlichen Diskurses auf Erklärung grundsätzlich in Zweifel zieht. Die Frage danach wie ein solcher Anspruch (in Texten der unterschiedlichen Diskurse) inszeniert wird und ob er plausibel verteidigt werden kann, steht im Zentrum des Seminars. Zum Vergleich stehen daher Texte der institutionalisierten Wissenschaft, der Populär- und Amateurwissenschaften, sowie verschiedene literarische Beispiele.

Wesentliche Grundlagen wissenschaftstheoretischer Voraussetzungen zur Faktenbildung werden gemeinsam mit den Studierenden in der Veranstaltung sowohl durch Vorträge, als auch durch textbasierte Gruppenarbeit erarbeitet werden. Anhand dieser Grundlagen werden im Seminar die zur Diskussion stehenden Texte sowohl im Plenum als auch in Gruppenarbeit verglichen und auf ihre unterschiedlichen Darstellungsmodi hin untersucht.

Die Lernleistung wird im Laufe der Veranstaltung über Impulsreferate (auf Basis der Kurslektüre) überprüft. Zeitnah nach Ende des Blockseminars müssen schriftliche Kurzarbeiten zu selbstgewählten Fragestellungen (4-5 Seiten) eingereicht werden. Die aktive Beteiligung während der Veranstaltung ist integraler Bestandteil der Benotung.

  1. Ginzburg, Carlo: Spurensicherung. Die Wissenschaft auf der Suche nach sich selbst. Berlin: 2011. S.7-57.
  2. Vasilyev, Nikolai V.: The Tunguska Meteorite problem today. In: Planetary and Space Science 46 (2/3) 1998, S. 129–150.
  3. Verma, Surendra: The Tunguska fireball. Solving one of the great mysteries of the 20th century. Thriplow, Cambridge: 2005. (Auszüge)
  4. Lem, Stanisław [1956]: Die Astronauten. Frankfurt am Main: 1976. oder: Lem, Stanisław [1968]: Solaris. Frankfurt am Main: 2009.
  5. Sorokin, Vladimir: Ljod. Das Eis. Berlin: 2005.
  6. André, Martina: Schamanenfeuer. Das Geheimnis von Tunguska. Berlin: 2008.
  7. Kracht, Christian: Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten. Köln 2008.

 

26.03.2014
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Mi 26.03.2014
08.30 - 17.00 Container 2 Container 2
Do 27.03.2014
08.30 - 13.30 Mehrzweckraum Mehrzweckraum Barrierefrei Induktionsschleifen für Gehöreingeschränkte
Do 27.03.2014
13.30 - 17.00 Container 1 Container 1
Fr 28.03.2014
08.30 - 17.00 40123 40123 Barrierefrei
Sa 29.03.2014
08.30 - 17.00 40123 40123 Barrierefrei