LFU:online

Emotionale Sensibilisierung der StudentInnen für das Themengebiet  der  "Psychoanalyse und Migration" insbesondere an Hand von Lebensgeschichten türkischer MigrantInnen in Österreich,Kennenlernen der Theorien über das "kulturelle Fremde" in der Psychoanalyse, Einblick in die klinisch-psychologische bzw. psychotherapeutische Arbeit mit MigrantInnen und Reflexion der eigenen Gefühle und Gedanken während des Erarbeitens dieser Themenkomplexe.

Das Hauptziel dieser "Vertiefungslehrveranstaltung" ist es, eigene und "fremde" Migrationserfahrungen "tiefgehend"  nachzuspüren, zu den darausfolgenden emotionalen Prozesse  einen sensiblen und emphatischen Zugang zu finden, aus Lebensgeschichten von türkischen MigrantInnen in Österreich ganz nah zu erfahren, was "Migration" biografisch, seelisch und gesellschaftlich bedeutet. Zudem wird im zweiten Teil dieser Veranstaltung der Blick auf die klinisch-psychologische Praxis mit MigrantInnen gerichtet, um die spezifischen "Erkrankungen", Behandlungstechnicken  und -theorien näher kennenzulernen.

Vorlesung aus Biografien von türkischen PioniermigrantInnen erster Generation, die die Lektorin - selbst Migrationserfahrungen als Kind eines sogenannten  türkischen "Gastarbeiterpaares" - in qualitativen Interviews nachgezeichnet hat und anschließende Gruppendiskussion. Erkennen von "Gegenübertragungsprozessen" in der Bearbeitung dieses Themenkomplexes an Hand von Kleingruppenübungen und Reflexionsprotokollen. Das Aufzeigen von klinischem Material aus der psychologischen Arbeit mit MigrantInnen, die unter anderem aus der Praxis der Lektorin stammen, soll zum näheren Kennenlernen und zur Erarbeitung von Theorie und "modifizierter" Technik in der klinisch-psychologischen  bzw. psychoanalytischen Behandlung von MigrantInnen beitragen.

Gesprächsführung im Familien-/Bekanntenkreis und Verschriftlichung der eigenen Gedanken, Gefühle und Erfahrungen auf der Suche nach Migrationserfahrungen im persönlichen Umfeld

Sahin, Hale (2006): Unter unserem Seelenteppich. Lebensgeschichten türkischer Frauen in der Emigration. Psychoanalyse und Qualitative Sozialforschung, Band 3. Studienverlag, Innsbruck; Usak-Sahin, Hale (2012): Another Dimension of the Émigré Experience: From  Central Europe to the United States Via Turkey. In: Burnham, John (Hg.): After Freud Left: A Century of Psychoanalysis in America. The University of Chicago Press, Chicago, London, S. 125‒153; Usak-Sahin, Hale (2013): Psychoanalyse in der Türkei. Eine historische und aktuelle Spurensuche. Psychosozial-Verlag, Gießen;  Machleidt, Wielant (2013):Kultur, Migration und psychische Gesundheit: Dem Fremden begegnen (Lindauer Beiträge zur Psychotherapie und Psychosomatik). Kohlhammer Verlag, Stuttgart; Erim, Yesim (2009): Klinische Interkulturelle Psychotherapie. Ein Lehr- und Praxisbuch. Kohlhammer Verlag, Stuttgart; Kronsteiner, Ruth (2003): Kultur und Migration in der Psychotherapie. Ethnologische Aspekte psychoanalytischer und systemischer Therapie. Brandes & Apsel Verlag, Frankfurt am Main;Kakar, Sudhir (1999): Psychoanalyse in nicht westlichen Kulturen. In: Pedrina, Fernanda et. al. (Hg.): Kultur, Migration, Psychoanalyse. edition diskord, Tübingen, S. 13‒28; Lilge-Hartmann, Andrea (2012): Transkulturalität und interkulturelle Psychotherapie in der Klinik: Ethnopsychoanalytische Untersuchung eines stationären Behandlungskonzepts für Migranten. Psychosozial-Verlag, Gießen; Zwiebel, Ralf (1993): Psychoanalyse in der östlichen und westlichen Welt: Am Beispiel von Indien und Deutschland. In: Streek, Ulrich (Hg.): Das Fremde in der Psychoanalyse. Erkundungen über das „Andere” in Seele, Körper und Kultur. Verlag J. Pfeiffer, München, S. 106‒116.