641218 Literatur- als Kulturwissenschaft: Frankenstein: Die Geburt und ihre Folgen.

Sommersemester 2015 | Stand: 05.02.2024 LV auf Merkliste setzen
641218
Literatur- als Kulturwissenschaft: Frankenstein: Die Geburt und ihre Folgen.
VU 2
5
Block
jährlich
Deutsch

Die in Mary Shelleys „Frankenstein; Or, the Modern Prometheus“ (1818) auf verschiedenen Textebenen gleichzeitig sich abspielende literarische Geburtsszene avancierte zu einem bevorzugten Topos der Moderne. Aus ihr ergaben sich Ansatzpunkte zu wissenschafts- und kulturkritischen Reflexionen, zur Frage nach der Stellung des Menschen in der Moderne, zu Überlegungen in den Popular Culture Studies und den Gender Studies. Das Seminar erschließt das dieser Geburtsszene innewohnende Potential durch die Analyse ihrer inter- bzw. transtextuellen Beziehungen und ihre Einbettung in die zeitgenössischen Diskurse, und verfolgt dann die reiche Rezeptionsgeschichte des Romans und der Figur Frankensteins bzw. der Kreatur. Dabei erarbeitet das Seminar nicht nur exemplarisch einen literarischen Text in kulturwissenschaftlicher Perspektive, sondern auch die Bedeutung des Erzählens für die Kultur(wissenschaft).

Mary Shelleys als Schauergeschichte konzipierte Erzählung „Frankenstein; Or, the Modern Prometheus“ (1818) lotet, indem sie den zu einem Metanarrativ der Aufklärung avancierten Mythos des Lichtbringers und Menschenschöpfers Prometheus fortschreibt, die Grenzen einer an die Aufklärung gekoppelten europäischen Kultur, die Louis de Jaucourt in seinem „Encyclopédie“-Artikel „Europe“ (1756) durch wissenschaftlichen Fortschritt, überseeische Expansion und christliche Moral charakterisiert sah, aus. Die mit der Geburt der „Kreatur“ erfolgende literarische und kulturelle Transgression macht „Frankenstein“ zu einer der großen Erzählungen Europas, die heute noch erzählt wird, um die Stellung des Menschen in der Moderne zu thematisieren und die damit einhergehende Faszination und Obsession, die Hoffnungen und Ängste zu inszenieren und zu reflektieren.

 

 

 

Das Seminar beginnt mit einem close reading ausgewählter Stellen aus dem Roman. Die intertextuellen Beziehungen, die der Roman zu anderen literarischen Texten und zeitgenössichen Diskursen unterhält, sowie ausgewählte Stationen der Rezeptionsgeschichte des Romans und der Romanfiguren werden von den Studierenden in Impulsreferaten vorgestellt und im Anschluss gemeinsam diskutiert.

Um die LV positiv abzuschließen, müssen die Studierenden während des Seminars einzeln oder in Kleingruppen ein Impulsreferat halten und am Ende des Semesters eine schriftliche Kurzarbeit (Umfang ca. 4–5 Seiten) abgegeben.

1.    Bann, Stephen (Hrsg.): Frankenstein, Creation and Monstrosity. London 1994.

2.    Drux, Rudolf (Hrsg.): Der Frankenstein-Komplex. Kulturgeschichtliche Aspekte des Traums vom künstlichen Menschen. Frankfurt/M. 1999.

3.    Marx, Friedhelm (Hrsg.): Wege ins Eis. Nord- und Südpolfahrten. Literarische Entdeckungen. Frankfurt/M., Leipzig 1995.

4.    Mellor, Anne K.: Mary Shelley. Her Life, Her Fiction, Her Monsters. London, New York 1988.

5.    Rousseau, Jean-Jacques: Diskurs über die Ungleichheit. Discours sur l’inégalité. Paderborn 62008.

6.    Schor, Esther (Hrsg.): The Cambridge Companion to Mary Shelley. Cambridge u. a. 2003.

7.    Shelley, Mary: Frankenstein or The Modern Prometheus. The 1818 Text. Hrsg. von Marilyn Butler. Oxford u. a. 1998.

11.06.2015
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Do 11.06.2015
08.30 - 11.45 Container 1 Container 1
Do 11.06.2015
14.00 - 19.00 UNO Saal UNO Saal Barrierefrei
Fr 12.06.2015
08.30 - 18.45 52U105 52U105 Barrierefrei
Sa 13.06.2015
08.30 - 18.45 40112 40112 Barrierefrei