641222 Phänomene des Kulturkontakts: (Was ist) Kritik

Sommersemester 2015 | Stand: 28.04.2015 LV auf Merkliste setzen
641222
Phänomene des Kulturkontakts: (Was ist) Kritik
UE 2
5
14tg.
jährlich
Deutsch

Die Übung beschäftigt sich mit der Geschichte der Kritik und des Kritikbegriffs. Kritik wird hier anders als das subjektive (negative) Bewerten eines Textes/Kunstwerks oder einer Handlung verstanden. Seitdem sie praktiziert wird, impliziert die literarische und philosophische Kritik sowohl den systematischen Zweifel als auch die Ermöglichung des Andersdenkens: des Denkens des Schönen, des Denkens der Kunst. Mittels der Kritik wird die Frage gestellt, ob das Literarische – und allgemeiner gesehen die Kunst – eine Art Wissen hat oder selbst eine Art (universelles/ideales) Wissen ist. Ziel der Übung ist, dazu unterschiedliche Standpunkte seit dem 18. Jh. kennenzulernen bzw. zu erarbeiten, anhand von Beispielen aus der Literatur (wie Shakespeare, Kleist, Borges) die Theorie individuell zu prüfen und nachzuvollziehen sowie die Konzepte der Kritik auf ihre aktuelle Relevanz hin zu untersuchen.

In der Übung wird es weniger um das Beurteilen und Bewerten eines Kunstwerks, Textes oder einer Handlung gehen. Zunächst werden vielmehr die Geschichte und unterschiedliche Konzepte von Kritik/critique/criticism vorgestellt. Um den Zusammenhang von Kritik und Literatur (und auch im weiteren Sinne von Kritik und Kunst/Ästhetik) kennenzulernen, nimmt die Übung ihren Ausgangspunkt bei der europäischen Aufklärung (Pope, Diderot, Lessing und Kant – in Auszügen). Hier zeigt sich bereits, dass ‚Kritik' als einerseits ein der Dichtung immanenter Begriff gedacht wird (Pope, Lessing), andererseits als die Methode einer ebenso systematischen wie radikalen In-Frage-Stellung von Erkenntnis (Kant) auftritt. Letzteres stellt den Startschuss dar für eine Emanzipationsbewegung, wie sie noch immer und immer wieder aktuell ist und in unterschiedlichen Formationen auftritt; ersteres macht auf die Rolle von Literatur in diesem Prozess aufmerksam. Beide gemeinsam weisen darauf hin, dass sich im Rahmen der ‚Kritik' Literatur und Philosophie produktiv begegnen. In diesem Sinne werden im weiteren Verlauf der Übung Texte und Textausschnitte von Schlegel, Benjamin, Freud, Derrida und Cavell ebenso wie Kleist, Borges und Shakespeare gelesen.

Bei den theoretischen Texten, die stets einen Begriff und/oder eine Methode der Kritik geprägt haben, wird es auch darum gehen, ihre Rolle innerhalb der Literatur- und Kulturwissenschaften nachvollziehen zu können. Umgekehrt sollen die literarischen Beispiele und besonders literarische und rhetorische Verfahrensweisen als (eine) Bedingung dieser Theorien ersichtlich werden. Eben nicht nur im Sinne ihrer Rezeption und Interpretation, sondern im Sinne der ‚Kritik', die der Literatur ihren eigenen spezifischen theoretischen Gehalt zuspricht, den der Kritiker herauszuschälen im Stande sein sollte (Benjamin). Damit stehen klassische Themen und Methoden der Komparatistik zur Debatte, deren Verständnis vertieft bzw. deren Praxis geübt werden soll: close-reading und (konstruktive) Interpretation (Benjamin; Derrida); Intertextualität und Umschrift (Freud); Werkimmanenz und New Historicism; Ästhetik und Ethik (Cavell).

Die unterschiedlichen theoretischen Standpunkte und Kritik-Konzepte werden von der LV-Leiterin in Vorträgen vorgestellt und, ebenso wie die Wechselbeziehungen zwischen Kritik und Literatur, in Lern- und Diskussionsgruppen mit den Studierenden erarbeitet.

Um die LV positiv abzuschließen, halten die Studierenden während des Semesters im Rahmen von Lerngruppen kurze Impulsreferate und erstellen am Ende des Semesters eine schriftliche Kurzarbeit (Umfang ca. 5 Seiten). Zusätzlich wird die aktive Beteiligung an den Diskussionen in die Benotung miteinbezogen.

Benjamin, Walter: Die Aufgabe des Übersetzers. In: Ders.: Gesammelte Schriften Bd. IV/1. Frankfurt/Main 1972, S. 9-21.

 

Benjamin, Walter: Der Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik. In: Ders.: Gesammelte Schriften Bd. I/1. Frankfurt/Main 1974, S. 7-122.

 

Jacobs, Carol: Die Monstrosität der Übersetzung. In: Alfred Hirsch (Hg.): Übersetzung und Dekonstruktion. Frankfurt/Main 1997, S. 166-181.

 

Jacobs, Carol: The Critical Performance of Lessing’s Laokoon. In: MLN 102/3 (1987), S. 483-521.

 

Kant, Immanuel: Was ist Aufklärung? Ausgewählte kleine Schriften. In: Horst D. Brandt (Hg.): Philosophische Bibliothek (Bd.512). Hamburg 1999

 

Lessing, Gotthold Ephraim: Laokoon. Oder über die Grenzen der Malerei und Poesie (Vorrede). In: Werke und Briefe in zwölf Bänden, Bd. 5.2. Hg. von Wilfried Barner. Frankfurt a.M. 1990, S. 13-16.

 

Peter, Klaus: Friedrich Schlegels Lessing. Zur Kontinuität der Aufklärung in der Romantik (1979). In: Problemfeld Romantik. Aufsätze zu einer spezifisch deutschen Vergangenheit. Heidelberg 2007, S.123-141.

03.03.2015
3.3., 17.3., 14.4., 28.4., 12.5., 26.5., 9.6., 23.6., 17:15-20:30, Raum 40529, GEIWI 5.St.
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Di 03.03.2015
17.15 - 20.30 Benutzerraum 3 Benutzerraum 3
Di 17.03.2015
17.15 - 20.30 Benutzerraum 3 Benutzerraum 3
Di 14.04.2015
17.15 - 20.30 Benutzerraum 3 Benutzerraum 3
Di 28.04.2015
17.15 - 20.30 Benutzerraum 3 Benutzerraum 3
Di 12.05.2015
17.15 - 20.30 Benutzerraum 3 Benutzerraum 3
Di 26.05.2015
17.15 - 20.30 Benutzerraum 3 Benutzerraum 3
Di 09.06.2015
17.15 - 20.30 Benutzerraum 3 Benutzerraum 3
Di 23.06.2015
17.15 - 20.30 Benutzerraum 3 Benutzerraum 3