641213 Literaturwissenschaft in der Praxis II: Theater als Chor. Theoretische und praktische Bestandsaufnahme der Möglichkeiten des Chors in zeitgenössischer Inszenierungsarbeit.
Sommersemester 2016 | Stand: 18.05.2016 | LV auf Merkliste setzenDer Chor als ästhetisches und dramaturgisches Mittel ist seit den 90er Jahren, einhergehend mit dem Siegeszug der Postdramatik, wieder fester Bestandteil der deutschsprachigen Theaterlandschaft. Diese Wiederbelebung des Chorkörpers findet in einer enormen Formenvielfalt statt – von den wütenden Bürgern Volker Löschs bis zur Theaterfamilie Marthalers. Mittels Einblicken in praktisches Theaterhandwerk werden folgende Fragen verhandelt: Welche Formen des Chors setzen Theatermacher gewinnbringend in einer Dramaturgie diesseits und jenseits der Postdramatik ein? Welche Chancen bietet der Chor in der Arbeit mit Laien – Stichwort „Bürgerbühne“ – und der Arbeit außerhalb des Theaters? Wie wird durch den Chor „nicht-dramatische“ Sprache bühnenwirksam?
In der Lehrveranstaltung werden anhand von Beispielen aus der Theaterpraxis verschiedene Formen des Theaterchors analysiert und in praktischen Übungen der kollektive Prozess der Chorarbeit untersucht. Zusätzlich wird in einem weiteren Praxisteil eine Form der „Textgenese aus dem Alltagsprech“ vorgestellt und deren chorische Umsetzung auf der Bühne in der Praxis ausprobiert. Ausgehend von Regie/Dramaturgie im Profitheater sowie Theaterpädagogik weitet die LV den Blick auf inszenatorische Möglichkeiten in nicht-theatralen Bereichen aus.
Vortrag, Diskussion, Textanalyse. Praktische Übungen unter Anleitung, Kleingruppenarbeit. Vorstellungsbesuch, Vorstellungsanalyse.
Um die LV positiv abzuschließen, wird eine aktive und engagierte Teilnahme an den Diskussionen und den praktischen Übungen erwartet. Darüber hinaus ist eine kleine selbstverantwortliche Kleingruppenarbeit und deren Präsentation Bestandteil der LV. Der Besuch der Theatervorstellung ist verpflichtend.
1. Kurzenberger, Hajo, Der kollektive Prozess des Theaters. Chorkörper, Probengemeinschaften, theatrale Kreativität, Bielefeld, 2009.
2. Nübling, Sebastian, Chorisches Spiel II. Übungsbeispiele und Strukturelemente eines theatralen Verfahrens, In: Hajo Kurzenberger (Hg.), Praktische Theaterwissenschaft. Spiel – Inszenierung – Text, Hildesheim, 1998, p. 63-87.
3. Schiller, Friedrich, Über den Gebrauch des Chors in der Tragödie. Vorrede zu Die Braut von Messina.
4. Schleef, Einar, Droge Faust Parsifal, Frankfurt am Main, 1997.
5. Stücke
- „Wir sind keine Barbaren!“ von Philipp Löhle
- „Innsbruck, Mon Amour“ von Peter Wallgram, Mitarbeit Julia Kronenberg
- „Eine Billion Dollar“ von Thomas Melle nach einem Roman von Andreas Eschbach
- Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät