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Das übergreifende Lernziel der Veranstaltung sind vertiefte Kenntnisse von Theorien, Methoden und Ergebnissen der psychologisch orientierten Managementforschung. Insbesondere bezieht sich dies auf Evidenzbasiertes Management (EBMgt) und Kritische Managementstudien (CMS) sowie die zwischen Vertretern dieser beiden Strömungen aktuell geführte Kontroverse. Genauer gesagt, soll der erfolgreiche Besuch der Veranstaltung die Studierenden dazu befähigen, die charakteristischen Merkmale und Herangehensweisen beider Forschungsparadigmen wiederzugeben, die hieraus entstehenden Gegensätze und Spannungen aufzuzeigen und zu erklären, diese Widersprüche anhand der Anwendung auf organisationale Problemstellungen und Forschungsfragen zu konkretisieren und Vorschläge zu entwickeln, diese zu überwinden oder zu verringern. Schließlich sollte eine Bewertung der unterschiedlichen Ansätze von EBMgt und CMS und ihrer prinzipiellen (Un-) Vereinbarkeit einen sowohl faktenbasierten und wissenschaftlich fundierten als auch kritisch-reflexiven Meinungsbildungsprozess erkennen lassen.

Ein Arbeitstitel, der die Veranstaltungsinhalte prägnant wiedergibt, könnte beispielsweise lauten: „Evidenzbasiertes Management und seine Kritiker: Lektionen aus einer aktuellen Kontroverse. EBMgt bezeichnet eine Strömung innerhalb der angewandten psychologischen Forschung zu Arbeit und Organisationen sowie angrenzenden sozialwissenschaftlichen Disziplinen. Durch eine engere gegenseitige Abstimmung und Verzahnung von akademischer Forschung, Lehre, und betrieblicher Praxis soll die Qualität "managerieller" Entscheidungsprozesse durch systematische und sorgfältige Nutzung aller zur Verfügung stehenden und relevanten Informationen verbessert werden. Als Vorbild für die Ausarbeitung von Prinzipien und Methoden dienten parallele Entwicklungen in anderen Disziplinen, allen voran die Evidenzbasierte Medizin. Während sich EBMgt selbst als umfassender, inklusiver und unparteiischer Ansatz versteht, wurden diese und andere Annahmen von Vertretern der CMS wiederholt heftig kritisiert. Hieraus entwickelte sich ein akademischer "Schlagabtausch", der seither mit einer für wissenschaftliche Diskurse ungewöhnlichen Polemik in internationalen Fachpublikationen geführt  wird. Die in diesem Kontext vorgebrachten Ausführungen und Argumente bieten einen außergewöhnlichen Rahmen, um sich anschaulich mit zwei einflussreichen Richtungen in der psychologisch orientierten Managementforschung zu befassen und diese anhand bestehender Kontinuitäten und Brüche zu analysieren, zu kontrastieren und zu reflektieren. Dies betrifft neben Theorien, Methoden und Ergebnissen auch grundsätzlichere epistemologische und ideologische Diskrepanzen zwischen EBMgt und CMS. Im Rahmen einer Projektarbeit  haben die Studierenden Gelegenheit, sich in Kleingruppen mit spezifischen  Veranstaltungsinhalten vertieft zu beschäftigen, hierzu eigene Argumente, Anwendungen und Standpunkte zu entwickeln sowie diese zu präsentieren, zu diskutieren und schriftlich auszuarbeiten.

Methoden der Veranstaltung umfassen: (1) einführende Vorträge in das Thema durch den Veranstaltungsleiter; (2) die interaktive Erarbeitung und krtitische Diskussion der Kernaussagen von Leseaufträgen aus der aktuellen Literatur; sowie (3) die Entwicklung, Präsentation, Diskussion und schriftliche Ausarbeitung von Studienprojekten durch die Veranstaltungsteilnehmer unter Berücksichtigung der Themenstellung, Anleitung und Rückmeldung durch den Veranstaltungsleiter.

Es handelt sich um eine Lehrveranstaltung mit immanentem Prüfungscharakter. Bewertet werden: (1) die aktive Mitarbeit und Beteiligung der Studierenden an der Besprechung von Texten und Diskussionen; (2) die Präsentation von Studienprojekten durch Kleingruppen in der Veranstaltung; sowie (3) die Qualität der schriftlichen Ausarbeitung des Studienprojekts. Aufgrund des internationalen Charakters der Veranstaltungsinhalte und Literatur kann die Ausarbeitung der Studienprojekte wahlweise in deutscher oder englischer Sprache erfolgen.

Eine ausführliche und nach Themenbereichen geordnete Literaturliste mit spezifischen Leseaufträgen wird zu Beginn der Veranstaltung bekanntgegeben. Es handelt sich durchgängig um wissenschaftliche Fachpublikationen in englischer Sprache. Die folgenden Literaturhinweise sind als exemplarisch zu verstehen.

Handbücher:

Alvesson, M., Bridgman, T., & Willmott, H. (eds.) (2009). The Oxford Handbook of Critical Management Studies. New York: Oxford University Press.

Rousseau, D. M. (ed.) (2012). The Oxford Handbook of Evidence-based Management. New York: Oxford University Press.

Zeitschriftenartikel:

Adler, P. S., Forbes, L. C., & Willmott, H. (2007). Critical management studies. The Academy of Management Annals, 1, 119–179.

Briner, R., Denyer, D., & Rousseau, D. M. (2009). Evidence-based management: Concept cleanup time. Academy of Management Perspectives, 23, 19–32.

Learmonth, M. (2008). Evidence-based management: A backlash against pluralism in organizational studies? Organization, 15, 283–291.

Morrell, K., Learmonth, M., & Heracleous, L. (2015). An archaeological critique of ‘evidence-based management’: One digression after another. British Journal of Management, 26, 529–543.

Rousseau, D. M. (2006). Is there such a thing as evidencebased management? Academy of Management Review, 31, 256–269.

Rousseau, D. M., & Gunia, B. (2016). Evidence-based practice: The psychology of EBP implementation. Annual Review of Psychology, 67, 667-692.

Rousseau, D. M., Manning, J., & Denyer, D. (2008). Evidence in management and organizational science: Assembling the field’s full weight of scientific knowledge through syntheses. The Academy of Management Annals, 2, 475–515.

Visser, M. (2010). Critical management studies and “mainstream” organization science. A proposal for a rapprochement. International Journal of Organizational Analysis, 18, 466-478.