LFU:online

* Kenntnis der wichtigsten theoretischen Positionen im Hinblick auf die Frage nach dem Zusammenhang zwischen 'Wissen und Literatur': Was kann Literatur 'wissen'? Wie ist dieses Wissen gestaltet? Was geschieht mit (medizinischem) Wissen, wenn es von der Literatur angeeignet wird? Was geschieht, wenn Ärzte zu Literaten werden?
* Kenntnis zentraler Positionen im Hinblick auf die Frage nach der therapeutischen Kraft der Literatur (cf. rezentes Schlagwort: 'Biblio- und Cinematherapie)
*Kenntnis zentraler Werke (und ihrer ästhetischen Strategien), die den Zusammenhang von Literatur und Medizin bzw. Krankheit reflektieren
* Erarbeitung und Anwendung eines geeigneten Analyseinstrumentariums

Im Rahmen der gegenwärtig florierenden Literature & Science Studies'wird vermehrt die Frage nach der Rezeption und 'Deformation' von Wissen durch die Literatur gestellt. Als deren Spezifikum kann jedenfalls gelten, dass sie als sogenannter 'Interdiskurs' dazu in der Lage ist, heterogene Wissensformen- und bereiche aufzugreifen und spannungsreich aufeinander zu beziehen, was eine Aneignung 'gegen den Strich' dominanter Diskurse mit einschließt.

Wir interessieren uns im Seminar ganz besonders für die Aneigung medizinischen Wissens durch die Literatur und wollen unter anderem folgende Fragen aufwerfen:

* Auf welche Art und Weise eignet sich die Literatur medizinisches Wissen an und welchen Zweck verfolgt sie (zB: Kampfansage an eine 'technokratische' Medizin, die die Stimme des Patienten nicht mehr hört)
* Auf welche Art und Weise kann Literatur selbst heilen (Stichwort: 'Biblio- und Cinematherapie)
* Gibt es thematisch-motivische und ästhetische Spezifika wenn Ärzte zur Feder greifen und 'zu Literaten' werden (Stichwort: Arztschriftsteller_innen)
* Kann die Medizin ihrerseits von der Literatur lernen, bedeutet diagnostizieren vielleicht auch nichts anderes als (Symptome) lesen?

Abwechselnd Vortrag, Diskussion und Gruppenarbeit, Präsentationen, 'journal de lecture'

Lektüre, Mitarbeit, eine mündliche Präsentation und eine schriftliche Arbeit. Details werden zu Semesterbeginn bekannt gegeben.

Vorläufige Lektüreliste (wird mit den Teilnehmer_innen, die eingeladen werden, nach einer Recherchearbeit selbst Vorschläge zu machen, erst endgültig festgelegt):

Vorläufige Auswahl:
Molière, Le malade imaginaire
L. Daudet, Les morticoles
D. Diderot, Encyclopédie (articles chosis en rapport avec la médecine et le savoir médical)
L.-F. Céline, Voyage au bout de la nuit
M. Cardinal, Les mots pour le dire
C. Wajsbrot, L'Hydre de Lerne/A. Erneaux, Une femme/Olivia Rosenthal, On n'est pas là pour disparaître (trois textes traitant la maladie d'Alzheimer)
A. Nothomb, Biographie de la faim
M. Mokeddem, L'interdite
M. Didier, Dans la nuit de Bicêtre
J.-L. Nancy, L'intrus
Maylis de Kerangal, Réparer les vivants
R. Detambel, Les livres prennent soin de nous

Aufgrund der substanziell unterschiedlichen Zuteilung von ECTS-AP im Curriculum/Studienplan (Lehramtsstudium/Fachstudium) ergeben sich für diese Lehrveranstaltung unterschiedliche Anforderungen. Informationen hierzu erhalten Sie bei Beginn der Lehrveranstaltung durch die Lehrveranstaltungsleiterin/den Lehrveranstaltungsleiter.