LFU:online

Methodische Diskussion um Möglichkeiten und Grenzen der Ethnografie, Vertiefung von Kenntnissen um historische Prozesse der Verbürgerlichung und der Ökonomisierung der Gesellschaft

Wie tun Menschen nichts? Warten, Müßiggang, Tagträumerei und Langeweile erscheinen als intime, im hohem Maße individuelle und unstrukturierte Phänomene. Wir wollen uns dem Nichts-Tun als kulturelle Praktiken nähern und ihre Strukturiertheit, kollektive Verbindlichkeit und Wertzuschreibung erarbeiten. Ausgangspunkt ist die historisch wandelbare Deutung von Zeitnutzung im Kontext der Entstehung und Ausbreitung von Bürgerlichkeit, Geschlechtertrennung und Ökonomisierung hinein. Bis zur Gegenwart werden wir Strategien der Zeit- und Selbstoptimierung kulturanalytisch betrachten und ethnografisch ausloten. Damit stehen wir auch vor einer methodischen Frage: wie ethnografiert man eigentlich Nichts-Tun?

Referate, Textdiskussion, empirische Übungen

Seminararbeit

Billy Ehn, Orvar Löfgren: Eine Kulturanalyse des Ereignislosen und Flüchtigen. Hamburg 2012.

Martina Kessel: Langeweile. Zum Umgang mit Zeit und Gefühlen in Deutschland vom spätern 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Göttingen 2001.