LFU:online

Studierende erhalten Einblicke in eine kulturwissenschaftliche Schuldenforschung: sie sind vertraut mit grundlegender Literatur und mit Spezialbereichen und können die aus der Literatur gewonnenen Erkenntnisse auf Fallbeispiele anwenden.

Schulden und Schuld sind Teil einer moralischen Ökonomie, die nicht erst seit der so genannten Finanzkrise 2007/2008 als zentrale gesellschaftliche Aufgabe gesehen wird. Wir wollen historisch und gegenwartsorientiert anhand von empirischen Beispielen und Schuldendarstellungen in der Populärkultur das Verhältnis von Ökonomie und Moral in den Blick nehmen: Auf welche Weise wird aus ökonomischen Transaktionen eine soziale Verbindlichkeit? Wie wirkt Reziprozität in Schulden- und Schulddiskursen, und wie wird das Verhältnis von Schulden, Macht und Vertrauen in der politischen Theorie und im alltäglichen Wirtschaften konstruiert und verhandelt? Auf welche Weisen produzieren gouvernementale Mechanismen wie rechtliche Verordnungen und Beratungspraktiken soziale Subjekte, genauer: Schulden-Subjekte (Maurizio Lazzarato)? Und schließlich: muss man seine Schulden eigentlich zurückbezahlen oder gibt es Raum und Vorbilder für eine andere Logiken (David Graeber)?

Lektüre, Gruppendiskussion, Referate

Schriftliche Arbeit

Lipp, Carola: Aspekte der mikrohistorischen und kulturanthropologischen Kreditforschung. In: Schlumbohm, Jürgen (Hg.): Zur sozialen Praxis des Kredits. Hannover 2007, S. 15-36.

Meyer, Silke: Das verschuldete Selbst. Narrativer Umgang mit Privatinsolvenz. Frankfurt: campus, 2017.

Die Bereitschaft, englische Texte zu lesen und zu diskutieren, wird vorausgesetzt.