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Die Ringvorlesung führt ein in Themen und Konzepte der Kulturkontaktforschung und gibt Einblick in interdisziplinäre Forschungsansätze zur Thematik: „Meeting of Knowledges“, kulturelles Gedächtnis, Prozesse der Minorisierung, Positionen von „Minderheiten“ in Machtverhältnissen, Analyse von kulturellen Repräsentationen.

Das von José Jorge de Carvalho in Brasilien entwickelte Konzept „Meeting of Knowledges“ strebt an, „Wissenskulturen, die nicht zur hegemonialen Ordnung gehören, in die herrschenden Kanons einzuschreiben. (...) Es geht darum, das Wissen und die Art des Erkenntnisgewinns jener Gruppen der Gesellschaft in den gesamten Bildungsprozess einzubringen, die über Jahrhunderte unterdrückt, ausgerottet und diskriminiert wurden.“ (Hemetek 2019: 102). Ursula Hemetek, Wittgensteinpreisträgerin 2018 und Leiterin des „Music and Minorities Research Center“ an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, analysiert Möglichkeiten, das ‚Meeting of Knowledges‘-Konzept als bildungspolitischen Ansatz an ihrer Universität zu integrieren.

Wie sich Xenophobie mit ökonomischen Interessen verbindet, Fremde dadurch konstruiert werden und massivste rechtliche und gesellschaftpolitische Benachteiligungen erfahren, analysiert die Historikerin und Politikwissenschaftlerin Erika Thurner gemeinsam mit der Autorin Rosa Gitta Martl und Nicole Sevik, Bürgerrechtsaktivistinnen der Sinti und Roma. Thurner zeigt auch, wie es gelingen kann, in enger Kooperation mit Angehörigen minorisierter Gruppen Gesetzesänderungen zu bewirken.

Im Rahmen der Lehrveranstaltung zeigt die Bettellobby Tirol den Kurzfilm „Betteln. Menschen. Rechte“ der Initiative Minderheiten Tirol (Österreich 2015, Regie: Monika K. Zanolin) und analysiert mediale Repräsentationen in Bezug auf Armutsmigration. Im Film kommen jene Menschen zu Wort, die in der politisch-medialen Öffentlichkeit keine Stimme haben.

Ein Gedenk- und Informationsort am Gelände des Landeskrankenhauses Hall wird ab Sommer 2020 an 360 Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus in den Jahren 1940 bis 1942 aus der Heil- und Pflegeanstalt Hall i. T. abtransportiert und in weiterer Folge ermordet wurden. Das Wissen von Angehörigen der Opfer fließt in dieses Projekt und in die Arbeit im historischen Archiv ein. Der Leiter des Archivs im Landeskrankenhaus Hall, Oliver Seifert, analysiert Hintergründe und den Prozess, der zur Entstehung des Gedenkortes führt.

Ein weiteres Thema, in das der Geschäftsführer der Otto Preminger Instituts, Dietmar Zingl, einführt, ist die Kulturarbeit des Leokinos und Cinematograph sowie die Zusammenarbeit des Programmkinos mit der Universität, Institutionen und Vereinen.

Vorträge der Referent_innen der interdisziplinären Ringvorlesung, Diskussion

schriftlich

Die Literaturliste wird zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt.

Carvalho, José Jorge de (2019): Transculturality and the Meeting of Knowledges. In: Ursula Hemetek et al. (Hg.): Transkulturelle Erkundungen. Wissenschaftlich-künstlerische Perspektiven. Wien: Böhlau, 79-94.

Hemetek, Ursula (2019): Von der ethnomusikologischen Minderheitenforschung zur universitären Diversitätsstrategie – bildungspolitische Aspekte. In: Ursula Hemetek et al. (Hg.): Transkulturelle Erkundungen. Wissenschaftlich-künstlerische Perspektiven. Wien: Böhlau, 95-112.

Hussl, Elisabeth (2017): „(...) für das wenige Geld viel durchmachen.“ Lebensbedingungen bettelnder und notreisender Menschen in Tirol. In: Horst Schreiber/Elisabeth Hussl/Martin Haselwanter (Hg.): Gaismair-Jahrbuch 2018. Im Zwiespalt. Innsbruck/Wien/Bozen: StudienVerlag, 116-138.

Martl, Rosa Gitta (2019): Bleib stark. Wien: Löcker.

Thurner, Erika (2019): Rosa Winter – Staatenlos (fast) bis ans Lebensende. Staatbürgerrechtliche Sonderregelungen für Roma („Zigeuner“). In: Petra Cech/Christiane Fennesz-Juhasz/Dieter W. Halwachs (Hg.): Andaj Romengi ljuma. Patjiv le Mozesoske Heinschink. Graz: Grazer Linguistische Monographien, 315-342.