607222 VU Medientheorie und Intermedialität: "Schuld und Sühne" im Film. Nonverbale Kommunikation in Dostojewskijs Roman und dessen Verfilmungen.

Wintersemester 2020/2021 | Stand: 04.01.2021 LV auf Merkliste setzen
607222
VU Medientheorie und Intermedialität: "Schuld und Sühne" im Film. Nonverbale Kommunikation in Dostojewskijs Roman und dessen Verfilmungen.
VU 2
5
14tg.
jährlich
Deutsch

Im Rahmen dieser Vorlesung/Übung soll den Studierenden zunächst ein umfassender Überblick über den v.a. in der Psychologie, Kommunikationswissenschaft und Linguistik ausgearbeiteten Forschungsbereich der nonverbalen Kommunikation vermittelt werden. Im nächsten Schritt wird die Tragfähigkeit dieser Begrifflichkeit an einem berühmten Beispiel aus der Literatur, namentlich an Fjodor Dostojewskijs Roman „Verbrechen und Strafe“ (1866), erprobt. Da Dostojewskijs Roman vielfach verfilmt wurde, sollen in einem dritten Schritt die im Roman beschriebenen Formen der nonverbalen Kommunikation mit denen im Film dargestellten verglichen werden. Hierfür wird eine Reihe von Filmen untersucht, die sich sowohl eng am literarischen Hypotext orientieren (wie Josef von Sternbergs „Crime and Punishment“ (1935)) als auch solche die nur lose im Sinne eines „Konzepts der Eigenständigkeit“ (Michaela Mundt) auf diesen rekurrieren. Hierzu zählen etwa Aki Kaurismäkis „Rikos ja rangaistus“ (1983) oder Brad Andersons „The Machinist“ (2004).

Das Forschungsgebiet der nonverbalen Kommunikation ist eine relativ junge wissenschaftliche Disziplin. Lässt sich die erste Verwendung des Begriffs durch die Psychologen Jürgen Ruesch und Weldon Kees doch erst auf das Jahr 1956 datieren. Die Bedeutung der nonverbalen Kommunikation in der Kunst – v.a. in der Literatur – wurde deshalb auch erst ab den 1970er Jahren erforscht. Barbara Kortes Studie „Körpersprache in der Literatur“ (1993) stellt einen vorläufigen Höhepunkt dieser Forschung dar. Darin geht es um die Darstellung nonverbaler Kommunikation in der englischen Erzählprosa. In der Filmanalyse wurde der Frage, wie Schauspieler*innen mittels Körpersprache kommunizieren und was sie damit nonverbal vermitteln, bislang noch kaum nachgegangen. Doch wie Paul Watzlawick et al. bereits 1969 in „Menschliche Kommunikation“ feststellten, tragen alle menschlichen Verhaltensformen in irgendeiner Form zum Gelingen oder Scheitern eines Kommunikationsprozesses bei. Dies gilt auch für jenes körpersprachliche Verhalten, das in Kunstformen wie Literatur und Film zum Ausdruck gebracht wird. Im Rahmen der LV werden deshalb gezielt Werke untersucht, in denen nonverbaler Kommunikation eine wesentliche sinnkonstituierende Bedeutung zukommt. 

Der allgemeine Überblick über die wesentlichsten Grundpositionen der nonverbalen Kommunikationsforschung und deren Verknüpfung mit dem Gebiet der Intermedialität wird den Studierenden von der LV-Leiterin zu Beginn in Vorträgen vorgestellt. Die Tragfähigkeit des theoretischen Ansatzes wird im zweiten Teil der LV von den Studierenden in Lerngruppen praktisch erprobt und in Präsentationen vorgestellt.

Um die LV positiv abzuschließen, müssen sich die Studierenden während des Semesters an einer Referatsgruppe beteiligen, drei kurze (Umfang jeweils ca. 3 Seiten) Diskussionsnotizen verfassen und sich in die mündlichen Diskussionen zu den Filmen einbringen.

  1. Bentele, Günter und Hess-Lüttich, Ernest W. B. (Hg.): Zeichengebrauch in Massenmedien. Zum Verhältnis von sprachlicher und nichtsprachlicher Information in Hörfunk, Film und Fernsehen. Tübingen: Niemeyer 1985. (Medien in Forschung + Unterricht, Serie A, Bd. 17)
  2. Bohnenkamp, Anne (Hg.): Interpretationen. Literaturverfilmungen. Hrsg. von Anne Bohnenkamp in Verbindung mit Tilman Lang. Stuttgart: Reclam 2005.
  3. Ekman, Paul and Friesen, Wallace V.: The repertoire of nonverbal behavior. categories, origins, usage and coding. Berlin: Mouton de Gruyter 1969.
  4. Korte, Barbara: Körpersprache in der Literatur. Theorie und Geschichte am Beispiel englischer Erzählprosa. Tübingen u.a.: Francke 1993.
  5. MacFarlane, Brian: Novel to film. An Introduction to the Theory of Adaptation. Oxford: Clarendon Press 1996.
12.10.2020
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Mo 12.10.2020
10.15 - 13.30 eLecture - online eLecture - online
Mo 09.11.2020
10.15 - 13.30 eLecture - online eLecture - online
Mo 23.11.2020
10.15 - 13.30 eLecture - online eLecture - online
Mo 07.12.2020
10.15 - 13.30 eLecture - online eLecture - online
Mo 18.01.2021
10.15 - 13.30 eLecture - online eLecture - online
Mo 01.02.2021
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