LFU:online

Vermittlung von Methoden der Analyse und Synthese innerhalb einer Entwurfsaufgabe; Verständnis für die Wechselwirkungen des Entwurfs und seinem urbanen, soziokulturellen oder diskursiven Kontext

Ich bin da! Leben auf der Straße:
1:1 Intervention(en) im öffentlichen Stadtraum
Ein Projekt in Kooperation mit der Tiroler Straßenzeitung 20er.

“In a world defined by private property, then, public space…takes on exceptional importance.“ (Don Mitchell)

In Kooperation mit der Tiroler Straßenzeitung 20er entwickeln und realisieren wir temporäre architektonische Intervention(en) im öffentlichen Stadtraum von Innsbruck um die Lebensrealitäten von Obdachlosen sichtbar zu machen und punktuell zu verbessern.

Seit 1998 wird der 20er auf Tirols Straßen verkauft. Der 20er ist ein Projekt, das auf Gegenseitigkeit beruht: Menschen, die sich in sozialen Notlagen befinden oder keinen Zugang zum regulären Arbeitsmarkt haben, verkaufen die Zeitung und erhalten für jedes verkaufte Exemplar die Hälfte des Verkaufspreises. Die Zeitung selbst erhält keine Subventionen sondern finanziert sich aus dem Verkauf, Spenden und Inseraten.

In der Europäischen Union sind jede Nacht mindestens 700 000 Menschen Obdachlos, siebzig Prozent mehr als noch vor Zehn Jahren. Laut Statistik Austria gab es 2018 22.741 wohnungslose Menschen in Österreich, in Tirol sind es 1.900 Personen. Obdach- und Wohnungslosigkeit sind nicht zuletzt Symptome von strukturellen Problemen wie u.a. die hohen Mieten in Innsbruck bei gleichzeitig massenhaft leerstehenden Wohnungen.[1]

Die öffentliche Hand reagiert oftmals mit rigorosen Mitteln um Obdachlose aus dem öffentlichen Raum zu verbannen. Sogenannte feindselige Architekturen verhindern, dass Parkbänke, Unterführungen, Nischen oder Gitter über Lüftungsschächte zu temporären Schlafplätzen umfunktioniert werden können. Kaum anders ist die Lage in Innsbruck. Insbesondere im Stadtzentrum wird sichtbare Armut mittels zahlreicher Regulierungen wie einem 2017 erlassenem Nächtigungsverbot zunehmend aus dem Blickfeld verbannt.

Und genau hier setzt unser Projekt an. Wir möchten mittels Interventionen im öffentlichen Raum – an zentralen Orten – die Lebensrealitäten von Obdachlosen wieder an die Oberfläche holen und in das Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Wir suchen daher Projekte, die ein Zeichen setzten (Ich bin da) und gleichzeitig auf subtile, subversive Art und Weise Einblicke in das Leben auf der Straße ermöglichen. Wir untersuchen und dokumentieren den Alltag von Obdachlosen, ihre Utensilien sowie ihre Prozesse der Aneignung von öffentlichen Räumen und entwickeln daraus räumliche Biographien. Wir fragen nach den unsichtbaren Mechanismen die unsere Handlungen in öffentlichen Räumen definieren: Wem gehört der öffentliche Raum? Was kann, soll, darf man im öffentlichen Stadtraum? Wir entwickeln und bauen eine architektonische Intervention (mit kleinen Satelliten) die irritiert, informiert, zum Nachdenken anregt und gleichzeitig verborgene Potenziale des Ortes aufdeckt – a pop up gallery, a place to meet and gather, a kiosk and bar, a place for events, a public kitchen, a place to sleep, a place to spent shadow, a temporary green island …

[1] Tobias Leo: Die im Schatten sieht man nicht. In: 20er Leben auf der Straße. November 2020: S. 6,8.

Wird im Rahmen der ersten Lehrveranstaltung besprochen.

Anmeldevoraussetzung/en: positiv beurteiltes Modul B07 "Entwerfen 1"

Diese Lehrveranstaltung und die VU Projektbezogene Tragwerkslehre wird im Rahmen von 847226 EP Entwerfen 2 und 847227 SE Portfoliogestaltung angeboten.

Rhythmus: Mittwochs lt. Zeitplan (wird bei der Einführung vorgestellt)

Die Entwerfen Themenpräsentationen (PDF's, Links, Videos etc.) werden im Zeitraum vom 24.02. bis 03.03.2021 auf der Fakultätswebsite (hier) und im OLAT veröffentlicht.
Der Link zum OLAT folgt noch.

Die Online-Anmeldung zu den Entwerfen Lehrveranstaltungen findet am Donnerstag, 04.03.2021, statt.

(Stand 04.02.2021)