103248 SE Forschungsseminar Unbewusstes in Erziehung, Bildung und Kultur: Die post-ödipale Gesellschaft

Wintersemester 2021/2022 | Stand: 14.09.2023 LV auf Merkliste setzen
103248
SE Forschungsseminar Unbewusstes in Erziehung, Bildung und Kultur: Die post-ödipale Gesellschaft
SE 2
5
wöch.
jährlich
Deutsch

Die Studierenden lernen einen Bereich der gesellschaftstheoretischen Anwendung der Psychoanalyse kennen. Sie schulen sich in der Lektüre theoretischer, gesellschaftskritischer Texte.

Soziale Bewegungen sind oftmals davon ausgegangen, dass die bürgerliche Kleinfamilie mit ihrer ödipalen Struktur und der darin eingelagerten Privilegierung der väterlichen Autorität verantwortlich sind für die Einpassung der Menschen in gesellschaftliche Herrschaftsstrukturen. Die Abschaffung der ödipalen Konstellation stand deshalb auch im Zentrum der Vorstellung von sexueller Befreiung, wie sie die 68er Generation leitete.
Rund 50 Jahre nach diesem Aufbruch sind wir in einer Konstellation, die psychoanalytisch orientierte GesellschaftstheoretikerInnen als „post-ödipal“ bezeichnen. Sie verbinden damit aber keineswegs eine von Herrschaft befreite Gesellschaft, sondern postulieren vielmehr, dass wir es heute mit einer neuartigen Form von Herrschaft zu tun haben, die nicht länger von einem „Herrn“ ausgeht, sondern vielmehr von einem „tyrannischen, auf dem Ideal der Kommunikation und der pädagogischen Beziehung gegründeten System“ (Roudinesco). Leitend für diese Sichtweise ist der französischen Psychoanalytiker Jacques Lacan, der bereits 1968 in seinem berühmt gewordenen Ausspruch: „Was ihr wollt, ist ein neuer Herr, ihr werdet einen bekommen!“ die protestierenden Studierenden davor warnte, dass sie mit ihren Protesten lediglich einer neuen Herrschaftstechnologie zuarbeiteten. Unter dem sprechenden Ausdruck des „Diskurses der Universität“ beobachtet Lacan in seiner Zeitdiagnose einen Wandel in den Subjektstrukturen, der an die Stelle des väterlichen Verbotes einen paradoxen Imperativ treten lässt, der uns zu genießen heißt.

Das Seminar geht den psychoanalytischen Grundlagen dieser Transformation nach und führt sowohl in diese neuere psychoanalytisch orientierte Gesellschaftstheorie als auch in einige zentrale Begriffe der Lacanschen Psychoanalyse ein.

Das Seminar versteht sich als Lektüre-Seminar. Die gemeinsame Erarbeitung des Textverständnisses und die Diskusson stehen im Zentrum. Die Texte des Seminarplans sind von allen Seminarteilnehmenden vorbreitend zu lesen. Diese Lektüre gilt gleichzeitig als Leistungsnachweis.

Aktive Teilnahme, Lektüre, Protokolle

OLAT

Präsenz-LV

siehe Termine
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Mi 06.10.2021
10.00 - 11.30 ST Schöpfstraße ST Schöpfstraße
Mi 13.10.2021
10.00 - 11.30 ST Schöpfstraße ST Schöpfstraße
Mi 20.10.2021
10.00 - 11.30 ST Schöpfstraße ST Schöpfstraße
Mi 03.11.2021
10.00 - 11.30 ST Schöpfstraße ST Schöpfstraße
Mi 10.11.2021
10.00 - 11.30 ST Schöpfstraße ST Schöpfstraße
Mi 17.11.2021
10.00 - 11.30 ST Schöpfstraße ST Schöpfstraße
Mi 24.11.2021
10.00 - 11.30 ST Schöpfstraße ST Schöpfstraße
Mi 01.12.2021
10.00 - 11.30 ST Schöpfstraße ST Schöpfstraße
Mi 15.12.2021
10.00 - 11.30 ST Schöpfstraße ST Schöpfstraße
Mi 12.01.2022
10.00 - 11.30 ST Schöpfstraße ST Schöpfstraße
Mi 19.01.2022
10.00 - 11.30 ST Schöpfstraße ST Schöpfstraße
Mi 26.01.2022
10.00 - 11.30 ST Schöpfstraße ST Schöpfstraße
Mi 02.02.2022
10.00 - 11.30 ST Schöpfstraße ST Schöpfstraße