LFU:online

Kompetenz, komplexe methodische und theoretische (wahrnehmungs-)dialektologische Zusammenhänge und Fragestellungen selbstständig zu erarbeiten, zu analysieren, zu präsentieren und weiterzuentwickeln

Fähigkeit zur Abfassung einer den wissenschaftlichen Normen und der Tradition der linguistischen Germanistik entsprechenden Darstellung der erzielten Ergebnisse im Rahmen einer Seminararbeit

Die Wahrnehmungsdialektologie als junge Teildisziplin der Areallinguistik hat sich seit den 10er-Jahren des 21. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum etabliert. Erstmals stehen dabei Laien und deren Wissen, Vorstellungen und Einstellungen zu Dialekt(en) im Fokus linguistischen Interesses. Dabei wird Dialekt nicht mehr primär als linguistisches Phänomen angesehen, wie das in der Dialektographie der Fall ist. Auch areale und soziale Komponenten stehen nicht im Mittelpunkt, wie das in der Dialektgeographie resp. Dialektsoziologie der Fall ist. Es geht in der Wahrnehmungsdialektologie um Dialekt als kognitives Phänomen. Von Interesse sind etwa folgende Fragestellungen:

• Welche Vorstellungen von räumlichen Ausdehnungen einzelner Dialekte haben Laien?
• Was gehört für sie zum eigenen Dialekt, was nicht?
• Welche unterschiedlichen Dialektmerkmale perzipieren Laien? Was assoziieren sie damit?
• Welche Einstellungen haben sie einzelnen Dialekten gegenüber?

Diese Fragestellungen sind deshalb von Interesse, weil Wahrnehmen, Kategorisieren und Bewerten letztlich unser Handeln steuern. Das heißt zum Beispiel, dass aufgrund perzipierter Merkmale positive Einstellungen einem Dialekt gegenüber in einer positiven Haltung den SprecherInnen dieses Dialektes gegenüber resultiert. Ein anderes Beispiel ist, dass auch Sprachwandelphänomene in einem nicht unerheblichen Maß mit den subjektiven Dialektgrenzen einer Sprachgemeinschaft verknüpft sind.

Diesen und ähnlichen Phänomenen wollen wir im Seminar nachgehen. Wir werden selbst Korpora erstellen, (neue) Erhebungs- und Auswertungsmethoden kennenlernen und die Ergebnisse mit jenen der noch jungen Disziplin vergleichen.

Vortrag, (vorbereitende) Lektüre und Diskussion von Forschungsliteratur, Referate zum eigenen Thema, Recherche unter Anleitung der Dozentin

vorbereitende Lektüre, Mitarbeit, mündliche Präsentationen, Seminararbeit

Anders, Christina Ada/Hundt, Markus/Lasch, Alexander (Hrsg.) (2010): Perceptual dialectology. Neue Wege der Dialektologie (= Linguistik – Impulse & Tendenzen 38). Berlin/New York: de Gruyter.

Hundt, Markus (2018): Wahrnehmungsdialektologie – quo vadis? In: Lenz, Alexandra N./Plewnia, Albrecht (Hrsg.): Variation – Normen – Identitäten (= Germanistische Sprachwissenschaft um 2020, 4). Berlin, Boston: de Gruyter, 99 – 126.

Purschke, Christoph (2011): Regionalsprache und Hörerurteil. Grundzüge einer perzeptiven Variationslinguistik (= ZDL Beihefte 149). Stuttgart: Franz Steiner.

Sauer, Verena/Hoffmeister, Toke (2021): Wahrnehmungsdialektologie. Eine Einführung. (= Germanistische Arbeitshefte 50). Berlin: de Gruyter. [Das Buch erscheint am 06.12.2021 - Stand: 21.09.2021.]

Siehe Curriculum