645610 PS Forschungstendenzen in der Europäischen Ethnologie: Maske tragen! Praktiken und Materialitäten verborgener Gesichter

Sommersemester 2022 | Stand: 26.02.2023 LV auf Merkliste setzen
645610
PS Forschungstendenzen in der Europäischen Ethnologie: Maske tragen! Praktiken und Materialitäten verborgener Gesichter
PS 2
5
wöch.
jährlich
Deutsch

- Die Studierenden reflektieren aktuelle wie historische Kontexte von Masken und sind vertraut mit kulturanalytischen Forschungsfragen an Masken.

- Die Studierenden kennen zentrale Texte und Positionen der Europäischen Ethnologie/Empirischen Kulturwissenschaft/Volkskunde zu mit Masken verbundenen vielfältigen Praktiken.

- Die Studierenden entwickeln anhand konkreter (und in der Lehrveranstaltung auszuwählender) Masken neue Perspektiven auf dieses Forschungsfeld.

Masken sind seit einiger Zeit in unserem Alltag omnipräsent, sie dienen in der Covid-Pandemie dem Selbst- und Fremdschutz. Zugleich führen sie als sichtbare Materialisierungen einer diffusen Gefahr zu grundsätzlichen Debatten um den Zusammenhang von Individualität und Sichtbarkeiten: Hinter der Maske verschwindet die Person.

Das Verdecken des menschlichen Gesichts mit einer Maske - sei diese aus Papier, Stoff, Holz oder einem anderen Material – ist eine weitverbreitete und ausdifferenzierte Praxis, die aus kulturwissenschaftlicher Sicht bereits viel Aufmerksamkeit erhalten hat. Gerade ästhetisch attraktive Masken als Requisiten von Bräuchen (am prominentesten die Fasnacht/Karneval), sind seit den Anfängen europäisch-ethnologisch/volkskundlichen Forschens beliebte Sammlungs- und Analyseobjekte. An der Beschäftigung mit Masken werden so die sich wandelnden Epistemologien des Faches erkennbar, etwa wenn Masken als archaische Elemente des „Dämonisch-Heidnischen“, als Belege für „religiöse Grenzen“, als ausdifferenzierte Maskentypologien oder als „anonyme Volkskunst“ untersucht wurden. Erst in neuerer Zeit wurde durch den genauen Blick auf die Herstellungsprozesse von Masken deutlich, dass ein Grossteil des Maskenwesens eine Entstehung des 20. Jahrhunderts ist. Sichtbar werden bei diesem wissenshistorischen Blick aber zugleich auch „blinde Flecken“ der bisherigen Forschung: So wissen wir etwa nach wie vor wenig über die individuellen und kollektiven Motive von Maskenträger:innen, wenig zu Zusammenhängen von Maske und Geschlecht oder Sozialprestige und noch weniger dazu, inwiefern Masken selber zu Akteurinnen werden (indem sie etwa aktuell als FFP2-Atemmasken Luft filtern und so unsere Körper vor einer bedrohlichen „Umwelt“ schützen).

Das Proseminar wählt eine offene Perspektive auf verschiedene Arten von gegenständlichen Masken (und klammert damit Schminkmasken oder „Masken“ im Sinne des menschlichen Gesichtsausdrucks aus). Wir nähern uns der breiten Thematik in zwei Zugängen: In einem ersten Schritt rekonstruieren wir die europäisch-ethnologische Beschäftigung mit Masken, wobei grundlegende disziplinäre Fragen nach Materialitäten, menschlichen Praktiken, Religiosität und Sozialkritik, dem Umgang mit Sammlungen und der Verbindung von Dingen und (vermeintlich alten) „Traditionen“ angesprochen werden. In einem zweiten Schritt fragen wir anhand von einzelnen konkreten Masken (die wir gemeinsam bestimmen und auswählen) nach analytischen Möglichkeiten, über dieses sowohl klassische wie zugleich auch aktuelle Thema kulturwissenschaftlich nachzudenken.



Kombiniert als prüfungsimmanente LV mit Anwesenheitspflicht: mündlich (Diskussionen und Input) und schriftlich (schriftliche Ausarbeitung)

1. Lehrveranstaltungsbegleitend: Vorbereitung der Lektüre, aktive Teilnahme an den Diskussionen, mündliche Inputpräsentation/Referat zu einem Text.

2. Recherche und schriftliche Ausarbeitung eines eigenständigen Thesenpapiers/Objektuntersuchung.

Ein erfolgreiches Bestehen der Lehrveranstaltung bedingt ein mindestens genügendes Erbringen beider Studienleistungen.

Wird bekanntgegeben, als Einführung hilfreich:

Brauneck, Manfred: Masken - Theater, Kult und Brauchtum. Strategien des Verbergens und Zeigens, Bielefeld 2020.

Korff, Gottfried (Hg.): Wilde Masken. Ein anderer Blick auf die Fasnacht, Tübingen 1989.

Menardi, Herlinde; Berger, Karl C. (Hg.): Hinter der Maske, Innsbruck/Bozen 2014.

Meuli, Karl: Schweizer Masken. Mit einer Einleitung über schweizerische Maskenbräuche und Maskenschnitzer, Zürich 1943.

Schmidt, Leopold (Hg.): Masken in Mitteleuropa, Wien 1955.

siehe Termine
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Mi 09.03.2022
08.30 - 10.00 52U109 SR 52U109 SR Barrierefrei Induktionsschleifen für Gehöreingeschränkte
Mi 16.03.2022
08.30 - 10.00 online (Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie) online (Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie)
Mi 23.03.2022
08.30 - 10.00 52U109 SR 52U109 SR Barrierefrei Induktionsschleifen für Gehöreingeschränkte
Mi 30.03.2022
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Mi 06.04.2022
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Mi 27.04.2022
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Mi 04.05.2022
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Mi 11.05.2022
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Mi 18.05.2022
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Mi 25.05.2022
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Mi 01.06.2022
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Mi 08.06.2022
08.30 - 10.00 52U109 SR 52U109 SR Barrierefrei Induktionsschleifen für Gehöreingeschränkte
Mi 15.06.2022
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Mi 22.06.2022
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Mi 29.06.2022
08.30 - 10.00 52U109 SR 52U109 SR Barrierefrei Induktionsschleifen für Gehöreingeschränkte