LFU:online

Ziel dieses Kurses ist die Vermittlung grundlegender Kenntnisse über die geschichtliche Erzählung des Jazz und Popularmusik im 20. Jahrhundert. Die Arbeit wird auf einer Perspektive aufbauen, die sich vor allem auf Schnittmengen konzentriert, anstatt nach „Evolutionen“ zu suchen. Die Diskussion in der Gruppe soll sich auf die Rolle bestimmter Städte als Räume für musikalische Interaktionen, auf die Bedeutung bestimmter Instrumente und bestimmter Gesangsstile konzentrieren.

Unterrichtssprache: Deutsch und Englisch

Wir werden die Geschichte des Jazz und der Popularmusik zunächst an Hand der Stadt Chicago untersuchen - von Mahalia Jackson bis Chance the Rapper.

Den Fokus auf eine bestimmte Stadt zu legen, ermöglicht die Zusammenhänge von Musikmärkten, Szenen, Repertoires und Praktiken besser zu verstehen. Außerdem wird es den Studierenden erleichtert, die Geschichte des Jazz und der populären Musik in Verbindung mit grundlegenden gesellschaftlichen Aspekten wie Geographie, Mobilität, Spiritualität, Religion, Gleichberechtigung und Geschlecht sowie Dynamiken von Zentrum und Peripherie zu verstehen. Ein solcher Ansatz kann auch persönliche und kollektive Beiträge über Genregrenzen hinweg untersuchen.

Wenn man zudem die Vernetzung von Musikern und Räumen der musikalischen Produktion betrachtet, kann man beobachten, wie einige musikalische Elemente – wie die Vokalität von Blues und Gospel oder die Verwendung von E-Bass – durch verschiedene Genres wandern. Einige der Themen, in die sich der Kurs vertiefen wird, sind: die Entstehung des Jazz in Chicago in den 1920er Jahren; die Rolle der Gospelkönige und -königinnen im Musikleben der Stadt; Chicago Blues und seine Beziehungen zum Rock&Roll; der Chicagoer Beitrag zum Cool Jazz; religiöse Musik und die Geburt der Soul Music; Afrofuturismus und (Free-)Jazz in den 1960er Jahren; House Music in Chicago; die Entstehung von Hip-Hop-Szenen; Black Activism und Musik im neuen Jahrtausend; neue Trends im Hip-Hop.

Im Diskurs wird die Bedeutung von Zentren wie New York oder London für die Entwicklung des Jazz und der populären Musik nicht vergessen. Es soll jedoch aufgezeigt werden, wie eine andere Perspektive, grundlegende Informationen zur Konstruktion von historischen Erzählungen hinzufügen kann.

Inhaltliche Voraussetzungen: Kenntnisse der Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts; Verständnis der grundlegenden Musiktheorie.

Folgende Methoden werden verwendet: Vorträge; Diskussionen; kritische Auseinandersetzung mit schriftlichen und online-Quellen. Vorträge werden die Perspektive und die Themen des Kurses parallel zu den Hauptnarrativen des Jazz und der Popularmusik präsentieren.

Bei der Beurteilung der Arbeitsleistung der Studenten wird eine schriftliche Prüfung am Ende des Semester stattfinden.

Polillo, Arrigo (2007): Jazz. Die neue Enzyklopädie, Mainz: Schott Music, 78-94 & 311-320 (Kapitel 4. Treffpunkt Chicago; Teil II. Jelly Roll Morton).

Gioia, Ted (2017), Jazz Hören, Jazz Verstehen. Leipzig/Kassel: Henschel/Bärenreiter, 81-128 (Kapitel 5. Die Entwickelung der Jazzstile).

Burford, Mark (2019): Mahalia Jackson and the Black Gospel Field, New York/Oxford: Oxford University Press, 98-145 (Chapter 4. Gospel Singing as Black Popular Culture).

Cohen, Aaron (2019): Move on Up. Chicago Soul Music and Black Cultural Power. Chicago: University of Chicago Press, 1-4; 22-109 (Introduction + Chapters 2-3-4-5)

Chiriacò, Gianpaolo (2023), "Filling the Space. The Social Role of Singing in African-American Communities." In Floyd, Samuel & Sand, Rosita & Zeck, Melanie (eds.), Source Readings in Black Music History. Oxford/New York: Oxford University Press.

online videos: https://www.afrovocality.com/black-vocality-2013/; https://www.afrovocality.com/black-vocality-2014/

Weitere Literatur und Video- und Musikmaterialen werden in der Lehrveranstaltung vorgestellt.