LFU:online

Erkennen der Interdependenzen zwischen historischer Mikro- und Makroperspektive und der spezifischen Relevanz kleinräumiger Sicht von Geschichte mit ihren besonderen Fragestellungen und Erkenntnischancen.

Kenntnisse zur regionalen Medizingeschichte im Zusammenhang der "Wiener medizinischen Schule"

1869 wird an der Universität Innsbruck wieder eine Medizinische Fakultät errichtet. Mangelhafte klinische Infrastruktur, Studierendenmangel und ein Ungleichgewicht in der medizinischen Versorgung im Tiroler Umfeld gefährden den Neustart. Der Großteil der neu berufenen Professoren gehört der jüngeren "Wiener Medizinischen Schule" an.

Zwischen 1910 und 1918 lehren an der Medizinischen Fakultät Innsbruck in unmittelbarer Reihe drei spätere Nobelpreisträger für Chemie, die medizinischen Chemiker Fritz Pregl, Adolf Windaus und Hans Fischer, deren Büsten seit 1962 im Foyer des Universitätshauptgebäudes am Innrain aufgestellt sind. Alle drei haben Innsbruck rasch wieder verlassen. Ein Umstand, der einen grundlegenden Widerspruch offfenlegt: Wissenschaftliche "Spitzenleistungen" auf der einen Seite, eine materiell unzureichend ausgestattete Universität an der Peripherie, prekäre Forschungsbedingungen andererseits.

Von hier ausgehend wird die Fakultätsentwicklung bis hin zur Vertreibung zahlreicher Dozenten nach dem "Anschluss" 1938, zur Integration der Fakultät in zahlreiche Programme der NS-Medizin (u.a. "Erb- und Rassenbiologie") und die limitierte "Entnazifizierung" nach 1945 dargestellt.

Vortrag mit Diskussion, Präsentation und Analyse von Quellen aus dem Universitätsarchiv Innsbruck

Laufende Mitarbeit, Referat, etwa über die Geschichte der einzelnen Disziplinen, über einzelne Fachvertreter, wie den aus der "Wiener medizinischen Schule" stammenden Augenheilkundler Ludwig Mauthner, den Anatomen Wilhelm Roux, den Chirurgen Burghard Breitner, die Physiologen Ernst Theodor Brücke oder Ludwig Haberlandt, die medizinischen Chemienobelpreisträger Fritz Pregl, Adolf Windaus und Hans Fischer u.v.a.m., über Probleme des Medizinstudiums an der regionalen Peripherie (Versorgung der Landbevölkerung, Frequenzkrise: Studierendenmangel, Ärtzemangel/Ärzteüberschuss?), aber auch über  die universitätspolitische Entwicklung der Innsbrucker Universitätsmedizin (Antisemitismus seit spätem 19. Jahrhundert ["Bernheimer-Affäre"], Fakultät in NS-Jahren, Entnazifizierung), über die Zulassung von Studentinnen an der Medizinfakultät ab 1897.

Literaturliste wird am Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt. Vorab:

Peter Goller: "... fürchteten, man könnte sie da in den Tiroler Bergen vergessen!" Die Neugründung der Medizinischen Fakultät Innsbruck 1869, Innsbruck 2023 (196 Seiten, mit einem Anhang über die "Entnazifizierung" an der Medizin-Fakultät). 

Keine