603835 VU Körperverhältnisse und Geschlecht. Ausgewählte Beispiele: Politische Arenen der Repräsentation

Wintersemester 2023/2024 | Stand: 02.06.2023 LV auf Merkliste setzen
603835
VU Körperverhältnisse und Geschlecht. Ausgewählte Beispiele: Politische Arenen der Repräsentation
VU 2
5
Block
jährlich
Deutsch

Die Studierenden können die historische und gesellschaftliche Einbettung des modernen Körper-Selbst-Verhältnisses erklären. Sie können darlegen, wie Geschlecht, sowie weitere gesellschaftliche Positionierungen, wortwörtlich verkörpert und einverleibt werden. Sie können verbreitete Theoretisierungen zur Bedeutung des Körpers in Subjektivierungsprozessen einordnen. Die Studierenden können diese Kompetenzen an ausgewählten Beispielen anwenden.

Im Seminar wird zunächst der scheinbar selbstverständliche Satz „Ich habe einen Körper“ historisch verortet (siehe Sarasin 2001). Mit einem Fokus auf Geschlecht wird erarbeitet, wie sich das heutige westliche Verständnis der Körperführung und körperbezogene Praktiken (Stichwort Gesundheit, Fitness, Self-Tracking, Selbstoptimierung, Körper als Visitenkarte) entwickelt haben und welche Rolle Ungleichheitsverhältnisse dabei spielen. Es werden verschiedene bekannte Theoretisierungen der Bedeutung des Körpers und des Umgangs mit diesem für Subjektivierungsprozesse betrachtet (Foucault, Bourdieu, Butler) und ein explizit (geschlechter)theoretischer Blick auf Körper-Selbst-Verhältnisse vermittelt. Auf dieser Basis wird im Seminar erarbeitet, welche Rolle das Körper-Selbst-Verhältnis in politischen Emanzipationsbewegungen wie der Feministischen Bewegung, der Behindertenrechtsbewegung und den Kämpfen von Schwarzen und Menschen of Color spielt. Es werden explizit auch die Ambivalenzen von Körperpolitiken und darin vertretenen Werte der Selbstbestimmung und Autonomie diskutiert.

Lektüre, Vortrag, Filmbeiträge, Diskussion

Referate, Essays

Alkemeyer, Thomas (2007): Aufrecht und biegsam. Eine politische Geschichte des Körperkults. In: Aus Politik und Zeitgeschichte (18), S. 6-18.

Bourdieu, Pierre (1997): Die männliche Herrschaft. In: Irene Dölling und Beate Krais (Hg.): Ein alltägliches Spiel. Geschlechterkonstruktion in der sozialen Praxis. Erstausg. 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 153-217

Butler, Judith (2003): Noch einmal: Körper und Macht. In: Axel Honneth (Hg.): Michel Foucault. Zwischenbilanz einer Rezeption; Frankfurter Foucault-Konferenz 2001. Orig.-Ausg., 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 52-67.

Foucault, Michel (1976): Macht und Körper. In: Michel Foucault (Hg.): Mikrophysik der Macht. Michel Foucault Über Strafjustiz, Psychiatrie und Medizin. Berlin: Merve, S. 105-113.

Sarasin, Philipp (2001): Reizbare Maschinen. Eine Geschichte des Körpers 1765 - 1914. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Villa, Paula-Irene (2008): Habe den Mut, dich deines Körpers zu bedienen! Thesen zur Körperarbeit in der Gegenwart zwischen Selbstermächtigung und Selbstunterwerfung. In: Paula-Irene Villa (Hg.): schön normal. Manipulationen am Körper als Technologien des Selbst. Bielefeld: Transcript, S. 245-269.

Young, Iris Marion (1993): Werfen wie ein Mädchen. Eine Phänomenologie weiblichen Körperverhaltens, weiblicher Motilität und Räumlichkeit. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 41 (4), S. 707-725.


siehe Termine