622009 PS Zeitgeschichte: Nazis vor Gericht! Die Tiroler Volksgerichtsakten 1945 - 1955 in der Analyse

Sommersemester 2025 | Stand: 20.11.2024 LV auf Merkliste setzen
622009
PS Zeitgeschichte: Nazis vor Gericht! Die Tiroler Volksgerichtsakten 1945 - 1955 in der Analyse
PS 2
5
wöch.
semestral
Deutsch

Erwerb von Fertigkeiten im Umgang mit historischen Quellen und Darstellungen zur Geschichte des 20./21. Jahrhunderts sowie der Fertigkeit, das neu erworbene Wissen in mündlicher und/oder schriftlicher Form zu präsentieren; Erwerb von Kenntnissen und Anwendung relevanter hilfswissenschaftlicher Methoden

In diesem PS wird in Kooperation mit dem Tiroler Landesarchiv (Martin Ager BA MA) mit den Akten des Volksgerichts Innsbruck gearbeitet und dadurch Erfahrung im wissenschaftlichen sowie archivischen Umgang mit Gerichtsakten mit NS-Bezug gesammelt. Die Studierenden bekommen eine konkrete Anzahl an Archivkartons bzw. Akten, die sie im Rahmen ihrer Prüfungsleistung einer archivischen Verzeichnung im Lesesaal des Tiroler Landesarchivs zuführen. Im Rahmen einer einführenden Einheit vor Ort im Tiroler Landesarchiv werden die Studierenden bei einer Führung durch das Tiroler Landesarchiv geführt und im Rahmen eines Workshops in die Tätigkeit eingeführt. Es erfolgt dabei ebenso eine Vorstellung der geltenden datenschutzrechtlichen und archivrechtlichen Schutzfristen.
Im Tiroler Landesarchiv werden die Akten des Volksgerichts Innsbruck für die Jahre 1945 bis 1955 verwahrt. Volksgerichte waren 1945 geschaffene Sondergerichte der österreichischen Justiz. Aufgetragen war den Volksgerichten nationalsozialistische Straftaten nach dem Verbotsgesetz (führende Funktion in der NSDAP und in ihren Organisationen, Hochverrat am österreichischen Volk) und vor allem nach dem Kriegsverbrechergesetz (Kriegsverbrechen im engeren Sinne, Kriegshetzerei, Quälerei und Misshandlung, Verletzung der Menschlichkeit, Vertreibung aus der Heimat (Deportation), missbräuchliche Bereicherung (Arisierung), Denunziation usw.) zu verfolgen. Die Volksgerichte, besetzt mit zwei Berufsrichtern und drei Schöff*innen, wurden 1955 abgeschafft, das Kriegsverbrechergesetz aufgehoben. Das Volksgericht Innsbruck, zuständig für Tirol und Vorarlberg, nahm seine Tätigkeit im Mai 1946 auf. Zwischen 1946 und 1955 wurden über 13.000 Verfahren eingeleitet, wovon aber die Masse wegen Geringfügigkeit der Vergehen oder mangels Beweisen eingestellt wurde. Gegen 1.932 Personen erhob die Staatsanwaltschaft Anklage. Ein Urteil gefällt wurde über 1.347 Personen, wovon 307 frei- und 1.040 schuldig gesprochen wurden.
Die Überlieferungssituation von Akten und Unterlagen von zentralen Verwaltungs- und Polizeibehörden aus der NS-Zeit ist für Tirol als sehr lückenhaft zu bezeichnen. Die historische Forschung muss deshalb neben anderen auf den Bestand der Volksgerichtsakten mit den zahlreichen Zeug*innenaussagen und Ermittlungen zu den Verbrechen aus der NS-Zeit ausweichen. Sie stellen damit einen der zentralsten Aktenbestände zur Erforschung der Zeit des Nationalsozialismus in Tirol dar, der auch 80 Jahre nach Kriegsende von zentraler wissenschaftlicher Bedeutung ist.

Vortrag, gemeinsame Lektüre, Diskussion

Prüfungsimmanente LV mit Anwesenheitspflicht: Mitarbeit, Diskussionsbeiträge, Referat, schriftliche Arbeit (10–15 Seiten).

Positiv absolviertes Pflichtmodul 1.

siehe Termine
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Mo 03.03.2025
09.00 - 16.00 Auswärtiger Ort Auswärtiger Ort Tiroler Landesarchiv
Mo 07.04.2025
09.00 - 12.30 Auswärtiger Ort Auswärtiger Ort Tiroler Landesarchiv
Mo 05.05.2025
09.00 - 12.30 Auswärtiger Ort Auswärtiger Ort Tiroler Landesarchiv
Mo 26.05.2025
09.00 - 12.30 Auswärtiger Ort Auswärtiger Ort Tiroler Landesarchiv
Mo 23.06.2025
09.00 - 14.00 Auswärtiger Ort Auswärtiger Ort Tiroler Landesarchiv
Gruppe Anmeldefrist
622009-0 01.02.2025 00:00 - 21.02.2025 23:59
Friedmann I.