622014 Geschichte als Waffe. Der Umgang mit Diktaturen im Europa des 20. Jahrhunderts
Sommersemester 2003 | Stand: 16.01.2003 | LV auf Merkliste setzen622014
Geschichte als Waffe. Der Umgang mit Diktaturen im Europa des 20. Jahrhunderts
VO 2
Block
keine Angabe
keine Angabe
Das 20. Jahrhundert ist geprägt von ganz unterschiedlichen Erinnerungsformen an verschiedene Diktaturen und autoritäre Regime. Im west-östlichen Vergleich soll dies anhand ausgewählter Texte diskutiert werden.
Wir wollen uns mit der Diktaturbearbeitung in den drei Nachfolgestaaten des „Großdeutschen Reiches“ befassen, mit der Umwertung der Erinnerung in Osteuropa (am Beispiel Russlands und Ungarns) sowie mit dem „Vichy-Syndrom“ in Frankreich und den verdrängten Bürgerkriegen in Spanien und Italien. Historische Präsentation und ‚Sinngebung‘ durch Geschichte waren niemals ein Monopol der Geschichtswissenschaft – neben wissenschaftlichen Zugriffen existieren triviale, populäre, pädagogische und politische. Und so weit gespannt das Repertoire, so unterschiedlich sind auch die Träger eines Zugriffs auf die Vergangenheit. Geschichte und Erinnerung sind also nur auf den ersten Blick auf die Dimension der Vergangenheit festgelegt; sie sind auch ein politischer Faktor ersten Ranges. Sie können als Bindemittel dienen, um nationale, soziale, politische oder andere Gruppen zu integrieren, sie können aber auch ausgrenzen, den jeweiligen Gegner diffamieren. ‚Geschichtspolitik‘ als transdisziplinäres Forschungsparadigma will diesen Prozessen auf die Spur kommen. Untersucht werden Mythen, Riten, Symbole, Inszenierungen und der Kampf um historische Deutungen.
Gruppenreferate mit Thesenpapieren zu theoretischen Ansätzen oder empirischen Befunden des Themas, ergänzt durch Vorträge und Thesenpräsentation des Dozenten.
Zu Beginn der Übung wird ein Reader mit zentralen Aufsätzen zur Verfügung gestellt, die als Diskussionsgrundlage für die einzelnen Sitzungen dienen. Darüber hinaus empfiehlt sich zur Einführung: Walther L. Bernecker / Carlos Seidel (Hg.), Spanien nach Franco. Der Übergang von der Diktatur zur Demokratie 1975-1982, München 1993; Petra Bock / Edgar Wolfrum (Hg.), Umkämpfte Vergangenheit. Geschichtsbilder, Erinnerung und Vergangenheitspolitik im internationalen Vergleich, Göttingen 1999; Bernd Bonwetsch, „Ich habe an einem völlig anderen Krieg teilgenommen“. Die Erinnerung an den „Großen Vaterländischen Krieg“ in der Sowjetunion, in: Helmut Berding u.a. (Hg.), Krieg und Erinnerung. Fallstudien zum 19. und 20. Jahrhundert, Göttingen 2000, S. 145-169; Peter Reichel, Politik mit der Erinnerung. Gedächtnisorte im Streit um die nationalsozialistische Vergangenheit, München 1993; Henry Rousso, Das Vichy-Syndrom. Von 1944 bis heute, München 1992; Rolf Steininger (Hg.), Der Umgang mit dem Holocaust. Europa – USA – Israel, Wien usw. 2002.
Termine: 11.4., 9.5., 16.5., 23.5., 6.6.,27.6., 4.7.2003.
Beginn: 11.4.2003
Beginn: 11.4.2003
10.30-14.30, HS 8
- Geisteswissenschaftliche Fakultät