LFU:online

Gründliche Kenntnisse ausgewählter Debatten der zeitgenössischen Philosophie, hier im besonderen aus ihren theoretischen Bereichen, und der hierfür maßgeblichen Methoden.

Nachdem Interpretation lange Zeit zum unbefragten Kernbestand geisteswissenschaftlicher Methodik zählte, wurde sie in der zweiten Hälfte des 20. Jhdt. von verschiedenen Seiten problematisiert. So sprach sich Susan Sontag gegen Interpretation in der Kunstrezeption aus und Friedrich Kittler verwarf, an Marshall McLuhan anknüpfend, die Hermeneutik als Residuum einer durch alphabetische Schrift und Buchdruck geprägten Sinnkultur, die angesichts neuer Medien obsolet geworden war. Seit der Jahrtausendwende vervielfachten sich die Volten gegen die hermeneutisch orientierten Geistes- und Kulturwissenschaften, insofern auch in Gestalt neuer Affekttheorien, Materialismen und Realismen eine Abkehr von der Vermittlungsleistung des Symbolischen als maßgeblichem Forschungsinteresse vollzogen wird. Zugleich ist im medienkulturellen Bereich selbst ein Begehren nach Unmittelbarkeit zu konstatieren, das sich neben der schwindenden Relevanz des Schriftsprachlichen zugunsten von Präsenz, Immersion und Affekt auch im Anspruch manifestiert, Interpretation durch Datenanalyse zu ersetzen. Im Seminar wollen wir versuchen, einige Grundlinien dieser vielfältigen Strömungen des Antihermeneutischen nachzuzeichnen.

Textlektüre, Referate und Diskussion

Referat und schriftliche Seminararbeit