603441 SE Der (im)perfekte Mensch. Theorie und Kritik der Normalität

Sommersemester 2023 | Stand: 14.09.2023 LV auf Merkliste setzen
603441
SE Der (im)perfekte Mensch. Theorie und Kritik der Normalität
SE 2
5
14tg.
jährlich
Deutsch

Die Studierenden sind in der Lage, die Kategorie NORMALITÄT als ebenso flexibles wie stabiles Metakonzept moderner Gesellschaften zu erkennen, zu kontextualisieren und zu theoretisieren. 

Sie erlangen darüberhinaus die Fähigkeit, an historischem Quellenmaterial  (im Falle dieser LV bezogen auf die Institutionalisierung heilpädagogisch-kinderpsychaitrischer Einrichtungen im Österreich der Zweiten Republik) Aspekte mediko-pädagogischer Normierung und Normalisierung kindlicher Entwicklung zu untersuchen und einzuordnen.

Das Seminar befasst sich mit einer spezifischen Herkunft medikalisierter Kindheit - zu einem Zeitpunkt als die Psychiatrie ihren Gebietsanspruch erstmals auf das Kind ausdehnte.  Michel Foucault entwickelt in seiner Vorlesung „Die Anormalen“ eine Theorie der „Psychiatrisierung der Kindheit“. Foucaults Vorlesung (1975), welche als Text zur Verfügung steht, bildet eine erste Theoriefolie für die Bearbeitung des Phänomens.

Als eigentlichen Beispielfall aber fokussiert das Seminar eine Institution, die in Deutschland mehrheitlich in der Zwischenkriegszeit entstand,  in Österreich  in den 1950er und 1960er Jahren: die sogenannten  "Kinderbeobachtungsstationen". Als psychiatrisch informierte, heilpädagogische Einrichtung zur Beobachtung und Diagnose bildet sie den Prototypus  mediko-pädagogischer "Behandlung" sogenannt "schwieriger" Kinder und nicht ausreichend "angepasster", sogenannt devianter Jugendlicher.  Die Studierenden erhalten damit Einblick in aktuelle Forschungen am Institut für Erziehungswissenschaft.  

Darüberhinaus gehen sie aber auch selbst kleineren NAchforschungen  nach - in Feldern, die bis heute durch eine medikale Umklammerung des "Pädagogischen" gekennzeichnet sind: etwa in der Sonderbeschulung, den Prozeduren der Sprachstandsfeststellung, in der Arbeit mit sogenannte ADHS-Kindern, etc.

Input durch die Dozentin, Textlektüre und -analyse, Ministudien, schriftliche und mündliche Beiträge der TeilnehmerInnen, Diskussion.

Die Beurteilung erfolgt aufgrund von schriftlichen oder mündlicher Beiträgen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

*Michel Foucault: Die Anormalen, Frankfurt am Main, 2003 [ein Kapitel]

*Sabine Seichter; Das "normale" Kind. Einblicke in die Geschichte der schwarzen Pädagogik, Weinheim Basel, 2020.

Ausgewählte Kapitel aus:  

*Elisabeth Dietrich-Daum/Michaela Ralser/Dirk Rupnow (Hg.): Psychiatrisierte KIndheiten. Die Innsbrucker Kinderbeobachtungsstation der Marai Nowak-Vogl, Wien - Innsbruck - Bozen, 2020.

*Michaela Ralser/Reinhard Sieder (Hg.) Die Kinder des Staates, Nr. 1 + 2 der Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, Wien - Innsbruck - Bozen,  2014.

*Michaela Ralser et al: Heimkindheiten. Geschichte der Jugendfürsorge udn eEimerziehung in Tirol und Vorarlberg; Innsbruck - Wien - Bozen, 2017.

*Michaela Ralser: Das Subjekt der Normalität. Das Wissensarchiv der Psychiatrie - Kulturen der Krankheit um 1900, München 2010.

siehe Termine
Gruppe 0
Datum Uhrzeit Ort
Do 16.03.2023
09.00 - 12.00 SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße Barrierefrei
Do 30.03.2023
09.00 - 12.00 SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße Barrierefrei
Do 27.04.2023
09.00 - 12.00 SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße Barrierefrei
Do 11.05.2023
09.00 - 12.00 SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße Barrierefrei
Do 25.05.2023
09.00 - 12.00 50113 SR 50113 SR Barrierefrei
Do 22.06.2023
09.00 - 12.00 SR Liebeneggstraße SR Liebeneggstraße Barrierefrei