LFU:online

Curr. 2021 § 5 (1) 1: Die Studierenden erlernen den soziologischen Blick. Sie sind in der Lage, die Theorien und Geschichte der Soziologie als derjenigen Wissenschaft zu beschreiben, die das soziale Handeln mehrdimensional analysiert, d. h. verschiedene Teilbereiche des menschlichen Zusammenlebens, wie z.B. Wirtschaft, Politik oder Wissenschaft, einbezieht. Sie können gegenwärtige gesellschaftliche, kulturelle, ökonomische und politische Entwicklungen wissenschaftlich, d. h. theoriegeleitet, analysieren und an aktuellen Beispielen sozialer Akteure, Institutionen und Prozesse kritisch bewerten.

Soziologie ist eine Blickschule. Sie befasst sich mit dem menschlichen Handeln in grundlegender Weise, denn sie bedenkt auch die Konstitution desselben.
Sie beschränkt sich nicht auf einen Teilbereich des Zusammenlebens der Menschen wie zum Beispiel die Wirtschaft, den Bereich der Arbeit, des Rechts, der Kultur oder der Politik. Die gesamte Gesellschaft ist ihr Forschungsobjekt:

Objekt:  Wie entsteht persönliche Identität und wie die soziale Ordnung? Warum bemühen sich plötzlich alle um "Selbstoptimierung"? Gibt es noch soziale Ungleichheit? Was bedeutet die neoliberale Globalisierung für die Arbeitswelt? Wie fabriziert man eine “Finanzkrise”? Warum wählen Menschen wieder extreme Parteien? Und wieso nimmt die Rede von “Religion”, “Geschlecht”, “Ethnizität” nicht ab – sondern zu?

Theorie:  Soziologie denkt relational. Zur Erforschung ihres Gegenstandes braucht sie beiderlei: Theorie und Empirie. Mit Theorie erschließt sie die komplexen Zusammenhänge. Sie nimmt Bezug auf das europäische Denken und Stellung in aktuellen Debatten. Mit empirischen Forschungsmethoden legt sie ihr Ohr an die menschliche Praxis in der Gesellschaft. Zusammen gibt das den soziologischen Blick.

Nach Einführung der durch die Klassiker der Soziologie (Marx, Weber, Durkheim; Adorno; Freud, Mead) begründeten, komplett neuen, nicht länger staatswissenschaftlichen, nicht länger philosophischen, nicht länger historischen Sichtweise auf eine in makrosoziologische “Strukturen” und mikrosoziologisches “Handeln” dekomponierte historisch neue Gesellschaftsform (ERSTER TEIL) geht es hier in dieser Vorlesung (LV Nr. 408 002) unter dem Titel “Themen der Gegenwartsgesellschaft” (ZWEITER TEIL) um
•    Fragen der sozialen Ungleichheit (Bourdieu, Beck) – dem topaktuellen Dauerthema der Soziologie -, der
•    kapitalistischen Globalisierung (Wallerstein) und neoliberalen “Menschen-Regierungskunst”  (Foucault: Gouvernementalität)
            sowie der postmodernen und feministischen Kulturdeutung und darin um das, was universitäre Wissenschaft allererst ausmacht: die faszinierende Reflexion auf die
•    Konstruktion allen Wissens.

Vortrag + Diskussion

schriftliche Klausur 

Bourdieu, Pierre. 2012. Die feinen Unterschiede. 22. Aufl., Frankfurt a.M.: Suhrkamp

Bröckling, Ulrich. 2016. Das unternehmerische Selbst. Soziologie einer Subjektivierungsform, 6. Aufl., Berlin: Suhrkamp

Butler, Judith. 2019. Das Unbehagen der Geschlechter, 20. Aufl., Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

Foucault, Michel. 2010. Kritik des Regierens. Schriften zur Politik, Berlin: Suhrkamp

Literarische Soziologie zur Ferien-Lektüre:
Eribon, Didier. 2016. Rückkehr nach Reims, Berlin: Suhrkamp (Autobiographie)
Ohde, Deniz. 2020. Streulicht. Roman. Berlin: Suhrkamp (junge  Ich-Erzählerin halb-türkischer Herkunft)
Berg, Sibylle. 2019. GRM: Brainfuck. 3. Aufl., Köln: Kiepenheuer (Gibt es das?)

keine

Eine LV-Anmeldung erfolgt bei Studierenden des BA Wirtschaftswissenschaften – Management and Economics UC 033 571 (Wahlmodul) und des Diploms Internationale Wirtschaftswissenschaften (IWW) UC 155 (Pflichtmodul) nicht über die LFU:online-Punkteanmeldung sondern über den Anmelde-Button „LFU:online-Anmeldung“.

Studierende sollen bei der Anmeldung zur entsprechenden LV auch bei den Anmerkungen dazu schreiben, dass sie die VO im Zuge des Wahlmoduls oder Pflichtmoduls (bei IWW) machen.